WILDEREI
Politische Lage hat auch Folgen für die Tierwelt
Vor sieben Jahren lebten auf der Gourlays Ranch im simbabwischen Matabeleland vierzig Spitzmaulnashörner, eine der am stärksten bedrohten Tierarten der Welt. Heute ist die private Wildtierfarm geschlossen, die Hälfte der Tiere tot.
"Neben landwirtschaftlichen Betrieben wurden im Zuge der Landreform auch private Safariparks enteignet", sagt Johnny Rodrigues von der Zimbabwean Conservation Task Force (ZCTF). "Nationalparks wurden verkleinert und durch die anschließende Krise nahmen Korruption und Wilderei stark zu." Die Wildtier-Bestände auf privaten Farmen gingen um 90 Prozent, in den Nationalparks um etwa 60 Prozent zurück. Fern der internationalen Aufmerksamkeit führte die politische Krise zu einer Tragödie für die Natur.
Zwar hatte Richard Pascall, Besitzer der Gourlays Ranch, die Zahl der unter Artenschutz stehenden Spitzmaulnashörner zwischen 1987 und 2002 vervierfacht. Er konnte sich rühmen, die erfolgreichste Nashornzucht der Welt zu haben.
Doch auch Pascall wurde enteignet. Kriegsveteranen aus der Partei von Präsident Robert Mugabe vertrieben ihn, obwohl sie weder mit dem Betrieb der Farm noch mit der Nashornzucht vertraut waren. So fehlten schnell Benzin und Wasser, um die Tiere zu versorgen und schließlich Material, um die Zäune in Stand zu halten.
Viel schlimmer als durch Enteignungen wurden die Wildtiere von der wirtschaftlichen Krise erfasst. Hungrig begannen die Menschen Elefanten, Giraffen und Antilopen zu jagen.
Im Jahr 2005 wurde in der "Operation Nyama" der gesamte Wildbestand des Landes offiziell zum Abschuss freigegeben, um die Bevölkerung zu ernähren. In Nationalparks wurde ohne Rücksicht auf die Natur gesiedelt, gerodet, gejagt und gefischt. Wildhüter aus dem benachbarten Sambia verzeichneten die Flucht simbabwischer Elefanten über den Sambesi in ihr Land.
Der Kariba-See im Nordwesten Simbabwes wurde überfischt. In den beiden größten Flüssen des Landes, dem Sambesi und dem Limpopo, wurde erneut nach Gold gesucht.
Nach altem Verfahren wird es mit Quecksilber ausgewaschen, das bis in den Indischen Ozean gelangt und dort die Korallenriffe angreift. Der Waldbestand Simbabwes ist aufgrund der Brennstoffkrise stark zurückgegangen. "Dabei ist die notleidende Bevölkerung am wenigsten zu verurteilen", sagt Rodrigues. Seine Task Force engagiert sich seit 2001 für den Erhalt der Natur in Simbabwe, kann nun allerdings nur noch Notfallmanagement betreiben.
"Die korrupte Regierung ist das größte Problem. Der Staat konnte seine Beamten nicht mehr bezahlen und beteiligte sich selbst an illegalen Geschäften mit ausländischen Wilderern", sagt er.
Eine Übersicht über die bislang angerichteten Schäden gibt es nicht. Rodrigues geht davon aus, dass von einst 640 privaten Wildtierfarmen nur noch elf geblieben sind. Auf der Gourlays Ranch in Matabeleland konnte der World Wildlife Fund (WWF) noch dreiundzwanzig Spitzmaulnashörner retten, die mittlerweile umgesiedelt wurden. Pascall konnte bis heute nicht auf seine Farm zurückkehren.
Die "Zimbabwean Conservation Task Force" geht davon aus, dass ein Großteil der Umweltschäden nicht zu reparieren ist. "Das Spitzmaulnashorn wird in Simbabwe langfristig aussterben", sagt Rodrigues. Die Wilderei habe sich mittlerweile etabliert. So lange Robert Mugabe in Simbabwe an der Macht ist, geht der Umweltschützer nicht von einem Ende der Krise aus.