Als die Verhandlungen mit Günther Jauch um die Nachfolge für den Sonntagabend-Talk von Sabine Christiansen gescheitert sind, haben Sie dafür plädiert, eine schnelle Lösung zu finden. Sind Sie damit zufrieden, dass die Wahl nun auf die Tagesthemen-Moderatorin Anne Will gefallen ist?
Ja, absolut. Ich bin fest davon überzeugt, dass mit Anne Will der journalistische Ansatz am Sonntagabend gestärkt wird. Genauso froh bin ich, dass Frank Plasberg mit seiner Sendung aus dem leichten Schattendasein beim WDR heraustritt und in das erste Programm der ARD kommt - denn da gehört er hin. Da meine Präferenz für die Christiansen-Nachfolge immer zwischen Anne Will und Frank Plasberg schwankte, bin ich mit der jetzigen Lösung sehr einverstanden.
Was wird sich ändern, wenn Anne Will den Platz von Sabine Christiansen einnimmt?
Ich hoffe, dass der journalistische Aspekt dieser Sendung dann wieder viel stärker zu Tage kommt. Ich wünsche mir, dass Anne Will ihre Gäs-te kritischer hinterfragt - das hat mir bei Sabine Christiansen in den vergangenen Monaten doch sehr gefehlt. Da ging es viel mehr um die Selbstdarstellung der immer gleichen Protagonisten und darum, wie diese ihre Themenführung selbst in die Hand genommen haben. Insbesondere die Sendungen rund um die letzte Wahl waren reine Showveranstaltungen ohne große journalistische Aspekte.
Man sagt Frauen ja oft nach, sie seien in solchen Gesprächen weicher und könnten einfach nicht so entschieden nachbohren wie ihre männlichen Kollegen...
Da sehe ich überhaupt kein Problem. Anne Will ist eine erfahrene Journalistin mit einer ihr ganz eigenen Fragetechnik. Ich traue ihr ohne jede Einschränkung zu, dass sie die Sendung für die Zuschauer zu einer Orientierungshilfe in Sachen Politik machen kann. Zudem: Wir haben eine ganze Menge von Journalistinnen, die ihren männlichen Kollegen in nichts nachstehen und genauso hart und differenziert nachfragen wie diese.
Also ist die Entscheidung für Anne Will nicht als Signal für mehr Frauenpower im deutschen Fernsehen zu werten?
Es ging einfach darum, die Person zu finden, die den Sonntagabend am besten ausfüllen kann.
Trotzdem sind Frauen auch in den Führungsebenen des Journalismus immer noch selten vertreten.
Das sehe ich überhaupt nicht so. Wir haben Frauen auf Intendantenebene, wir haben Fernsehprogrammdirektorinnen. Frauen haben in unserem Metier den gleichen Stellenwert wie Männer. Meiner Ansicht nach zählt heute nur noch die Qualität - und nicht mehr Herkunft oder Geschlecht. Diese alte Diskussion ist in meinen Augen überholt.