In diesem Land haben 30 Jahre Emma dazu
geführt, dass man exakt eine Feministin kennt. Auch ein
Erfolg. Jetzt haben wir also das Jahr der starken Frauen, der
Frauen an der Macht, mit all ihrem Glanz.
Die wahren Frauen-Fragen aber haben mit den
schwachen Frauen, den ohnmächtigen und glanzlosen zu tun. In
Äthiopien haben sie geholfen, durchzusetzen, dass die
Beschneidung geächtet wird. Im Iran sind sie die Kraft, die
der gesellschaftlichen Veränderung die stärksten Impulse
geben. In Jordanien sind sie eine bestimmende Größe des
akademischen und politisch-humanitären Lebens geworden. In
Afghanistan haben sie heimlich akademische und politische Bildung
erworben und eine von ihnen, die ich nachts in Kabul traf, ist von
Haus zu Haus gezogen und hat andere Frauen animiert, zur Wahl zu
gehen.
Nur hat sich die Demokratie, für die sie
diesen Mut bewiesen hat, als eine Farce entpuppt, versammelte sie
doch im Parlament Repräsentanten exakt jener Kräfte, vor
denen die Frauen in die Heimlichkeit geflohen waren.
Immerhin, auch eine Frau, eine Richterin
sogar, hat an der afghanischen Verfassung mitarbeiten dürfen.
Als ich wissen will, worin ihr Beitrag bestand, sagt sie: Die
Männer wollten in die Präambel setzen 'Vor dem Gesetz
sind alle Menschen gleich'. Ich habe erreicht, dass sie explizit
hinzufügten, 'das gilt auch für Frauen.' Sie blickte
kühn, als sie das sagte. Dann fügte sie hinzu: Aber bitte
nennen Sie meinen Namen nicht.