Netzwerke
Was den Männern ihr Golfplatz oder die Runde beim Bier,
machen sich Frauen zunehmend in eigenen Netzwerken zunutze. Auch
sie entdecken immer mehr die Praxis, gezielt Menschen kennen zu
lernen, um sich gegenseitig berufliche Rückendeckung zu geben.
Seien es "Visitenkarten-Parties" oder der virtuelle
Informationsaustausch - gerade Frauen brauchen offenbar Mutmacher
und einen Türöffner. Denn Frauen gründen anders und
bringen oft ganz andere Voraussetzungen mit. Nach Untersuchungen
der Deutschen Ausgleichsbank verfügen Frauen über weniger
Branchenkontakte als ihre männlichen Kollegen. Ihnen fehlt
auch oft technisches und betriebswirtschaftliches Wissen. Sie
tragen in den Familien meist die Hauptlast und haben deswegen
weniger Zeit. Schließlich nutzen sie weniger öffentliche
Kredite und Beratungsmöglichkeiten und lassen sich schneller
bei Misserfolg entmutigen.
Wichtige Informationen
In einer Studie der Sozialforschungsstelle
Dortmund über die Bedeutung von Netzwerken befragt, gaben die
meisten Frauen an, dass es im Netzwerk wichtig sei, sich
gegenseitig "stark zu machen" und Informationen zu erhalten.
Unternehmerinnen sehen in ihren Netzwerken vor allem eine
unkomplizierte Kommunikationsplattform mit Gleichgesinnten und
für Geschäftskontakte. Netzwerke haben auch eine enorme
Bedeutung in der Überwindung von Krisenphasen, so das Ergebnis
der Studie von 2004. Nur eine Minderheit der Befragten sieht eine
bedeutende Rolle für Netzwerke bei ihrer Entscheidung zur
Selbständigkeit.
Mit der gestiegenen Selbständigenquote
von Frauen auf fast 30 Prozent der Selbständigen sind in den
1990er-Jahren Netzwerke für Frauen aus dem Boden geschossen.
Bundesweit existieren rund 500 Netzwerke und Verbände für
Gründerinnen und Unternehmerinnen, die emotionale wie
technische Unterstützung leisten. Der Berliner
Weiberwirtschaft beispielsweise, die Europas größtes
Existenzgründerinnenzentrum betreibt, gehören 1.500
Frauen als Genossenschaftlerinnen an. Der Wirtschaftsstandort
für Frauen im Bezirk Mitte bringt mit einer eigenen
Kindertagesstätte Arbeit und Leben der Frauen in
Einklang.
Win-Win-Prinzip
Frauen mit Know-how und Engagement zu
vernetzen, um sich zu ergänzen, zu stärken und aus der
Masse der alt eingesessenen Männer heraus zu stechen, ist auch
die Idee der "webgrrls". Im virtuellen Netzwerk für weibliche
Fach- und Führungskräfte, die in oder für Neue
Medien arbeiten, werden Geschäftsbeziehungen geknüpft,
Jobs, Praktika und Aufträge vermittelt. Als eine neue Form der
gegenseitigen Hilfe entwickeln einige Netze sogar eigene
Mikrokreditfonds.
Netzwerke funktionieren nach dem
Win-Win-Prinzip: wechselseitiges Geben und Nehmen und das
Vertrauen, dass man nicht ausgenutzt wird. Frauen tun sich aber
noch schwer damit: Manche haben ein schlechtes Gewissen, weil sie
denken, andere auszunutzen. Dabei gilt Networking als eine der
wichtigsten Kompetenzen für die Arbeitswelt von morgen.
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