Es sind nur wenige Autominuten
außerhalb von Nairobi in Richtung Norden, bis man in der
versteckt liegenden Kilimani Lane den Hauptsitz der Green
Belt-Movement (GBM) - der Grün-Gürtel-Bewegung - findet.
Was Wangari Maathai, damals die erste Ostafrikanerin mit einem
Doktortitel in Biologie, am 5. Juni 1977 mit sieben Bäumen
begann, hat sich zu einer landesweiten Initiative entwickelt:
Inzwischen haben die Mitglieder, fast ausnahmslos Frauen, in Kenia
über 30 Millionen Bäume gepflanzt.
In einem bescheiden eingerichteten
Gebäude ist die Bewegung untergebracht. Mit ihrem Programm hat
BGM inzwischen unzählige Frauen für den Umweltschutz
sensibilisiert. Diesen verschaffen das Pflanzen und die Pflege der
Bäume eine kleine Einkommensquelle, mit der sie die Ausbildung
ihrer Kinder bezahlen können.
Und da stehen sie, in einem kleinen Areal
hinter dem Hauptgebäude: einige hundert schwarze
Plastiksäcke, etwa 25 Zentimeter hoch, nicht mehr als
zwölf Zentimeter Durchmesser, bis an den Rand gefüllt mit
rötlicher Erde und einem grünen Winzling in der Mitte,
der einmal zu einem Feigen-, Eukalyptus- oder einem kenianischen
Pflaumenbaum heranwachsen soll.
Das Komitee in Oslo setzte mit der Wahl von
Maathai für den Friedensnobelpreis 2004 ein deutliches Zeichen
für die Bedeutung des Umweltschutzes. Ein Engagement, das die
inzwischen 66-Jährige seit langem kompromisslos vertritt:
"Wenn wir unsere Ressourcen zerstören und diese knapp werden,
fangen wir an, darum zu kämpfen."
In Umweltkreisen ist die Professorin für
Veterinärmedizin schon seit den frühen 1980er- Jahren
bekannt; als Politikerin findet sie seit 2002, als sie zur
Vize-Umweltministerin ernannt wurde, nun auch auf Regierungsebene
Gehör.
Die Angehörige des kenianischen
Kikuyu-Volkes wuchs in einem Dorf nahe am Mount Kenia, dem
"heiligen Berg", auf. Obwohl Vater Muta kaum lesen und schreiben
konnte, erkannte er die Wichtigkeit von Bildung und arbeitete hart,
um seinen sechs Kindern eine Schulbildung bis zum 16. Lebensjahr zu
ermöglichen.
"Ein Studienplatz in den USA ist für
junge Kenianer gleichbedeutend mit einem Hauptgewinn im Lotto. An
manchen Tagen stehen sie vor dem Eingang der US-Botschaft in
Nairobi Schlange, um die Visa zu beantragen", sagt der
Kenia-Korrespondent der ARD, Stefan Ehlert.
Das Anstehen blieb Wangari Maathai erspart.
Sie bekam 1960 einen vom mehreren hundert Studienplätzen, die
US-Präsident John F. Kennedy für junge Kenianer
bereitstellte.
Als größte Herausforderung
betrachtet die streitbare Ministerin die Abholzung: "Nur wenige
Wälder sind übrig. Wenn sie verschwinden, trocknen
Flüsse und Seen aus, die Artenvielfalt geht verloren. Und die
nächsten Generationen müssen den Preis dafür
bezahlen." Von Anfang an betrachtete sie ihr Engagement nicht nur
als "Baumpflanzaktion", sondern als Chance, Menschen für den
sorgfältigen Umgang mit der Umwelt zu inspirieren - denn es
ist diese Umwelt, die ihnen ihr Leben auch in Zukunft
sichert.
Die Autorin ist Verlegerin und Mit-Autorin des Buches "Frauen
leben für den Frieden. Die Friedensnobelpreisträgerinnen
von
Bertha von Suttner bis Schirin Ebadi."