Studien der Weltgesundheitsorganisation (WHO)
und der UNESCO machten es schon in den 1990er-Jahren deutlich:
Frauen wird in weiten Teilen der Erde ihr Recht auf Gesundheit
verwehrt. Bis zum heutigen Tag, stellt das "Department of Gender,
Women and Health" der WHO fest, halten "mächtige Barrieren wie
Armut, ungleiche Machtverhältnisse zwischen Männern und
Frauen und ein Mangel an Bildung Millionen Frauen weltweit vom
Zugang zum Gesundheitswesen ab". Das heißt: Sie sehen
seltener einen Arzt, sind häufiger krank und sterben
früher.
Allein 500.000 Frauen sterben pro Jahr aus
vermeidbarem Anlass in Folge von Schwangerschaft und Geburt. Zwei
von drei Frauen in Entwicklungsländern gebären ihre
Kinder ohne Hilfe von medizinischem Personal, vielfach existiert
keine Schwangerenvorsorge. Um sich körperlich untersuchen zu
lassen, brauchen viele Frauen das Einverständnis ihrer
Ehemänner. Und während Schwangerschaft und Stillzeit
leiden Frauen oft an Mangelernährung.
Kulturelle und religiöse Traditionen
verbieten in zahlreichen Staaten zudem den Einsatz von
Verhütungsmitteln. Frauen bekommen deshalb nicht nur in sehr
kurzen Abständen viele Kinder, sondern sind beim ersten Kind
häufig erst 13 oder 14 Jahre alt. Und das, obwohl
Untersuchungen längst bewiesen haben: Mehr als die Hälfte
der Frauen in Entwicklungsländern würde am liebsten keine
weiteren Kinder mehr bekommen. Viele würden grundsätzlich
gern selbst über die Anzahl ihrer Kinder und den Zeitpunkt der
Schwangerschaften entscheiden - das aber ist undenkbar in den
häufig männerdominierten Gesellschaften Afrikas, in denen
sie leben.
Für die Frauen ist diese Bevormundung
Beginn und Ursache einer lebenslangen Benachteiligung: "Die jungen
Frauen können nicht mehr zur Schule gehen, sondern müssen
sich fortan um die Kinder kümmern", schreibt Rebecca Cook, die
kanadische Spezialistin für Menschenrechtsgesetzgebung, in
ihrer Studie "Women's Health und Human Rights" für die WHO.
Von Bildung, so Cook, seien die Frauen damit weitgehend
ausgeschlossen. In ihrem zukünftigen Leben wird es ihnen kaum
möglich sein, arbeiten zu gehen und Geld zu verdienen.
Allerdings fängt die Diskriminierung von
Frauen schon an, bevor sie überhaupt das Teenager-Alter
erreichen: Als Säuglinge werden Mädchen in vielen
Ländern erheblich kürzer gestillt als Jungen. Das Essen
der Familie geht oft zuerst an den Mann, dann an die Söhne,
dann sind Mutter und Töchter dran.
Aids und Irrglaube
Ein anderes, gravierendes Problem ist Aids:
Im südlichen Afrika sind bereits 76 Prozent der Infizierten
junge Frauen und Mädchen zwischen 15 und 24 Jahren. Im letzten
Jahrzehnt ist der weibliche Anteil aller Aidskranken von 12 auf
fast 50 Prozent gestiegen. Die Gründe: Nicht wenige
afrikanische Männer sind dem Irrglauben verfallen, Sex mit
einer Jungfrau heile Aids - deshalb sind kleine Mädchen
häufiges Ziel von Vergewaltigungen. Viele Männer bestehen
außerdem auf ungeschützten Sex und haben zahlreiche
Kontakte zu Frauen außerhalb ihrer Ehe.
Gerade in afrikanischen Ländern kommt es
vor, dass blutjunge Mädchen mit viel älteren Männern
ausgehen: Die so genannten "Sugar Daddys" kaufen ihnen Kleidung und
bezahlen das Schulgeld - und die Mädchen gehen dafür mit
ihnen ins Bett.
Wenn man von Frauen, von Menschenrechten und
Gesundheit spricht, fallen daher immer wieder dieselben Begriffe:
Prostitution, Vergewaltigung, andauernde, körperlich schwere
Arbeiten, viele Schwangerschaften, männliche Dominanz, Aids
und bittere Armut.
Die Mehrheit der Frauen würde, wenn sie
denn überhaupt lesen könnte, wohl nur milde lächeln
über den ersten, so hoffnungsvollen Satz der universellen
Erklärung der Menschenrechte: "Alle Menschen sind frei geboren
und gleich in ihrer Würde und ihren Rechten."