Um fünf Uhr morgens kam sie in Berlin an: Die erste Umzugskiste aus dem Bundestag in Bonn. Roger Cloes, Leiter der Umzugs-Projektgruppe, nahm sie entgegen: "Es war wohl eine Kiste der Vizepräsidenten des Bundestages. Die sind nämlich gleich am ersten Tag umgezogen". Es war der größte Umzug in der Geschichte der Bundesrepublik: 669 Abgeordnete, deren 1.500 Mitarbeiter, 854 Beschäftigte der Fraktionen und zunächst 1.035 Mitarbeiter der Verwaltung verlegten ihren Dienstsitz nach Berlin. 50.000 Kubikmeter Möbel und Akten hatte man von Bonn nach Berlin transportiert. 90 Speditionen waren damit beschäftigt, täglich 40 Umzugs-container aus der alten Hauptstadt in die neue zu transportieren.
Am 19. April 1999 hatte der Bundestag zum ersten Mal im frisch renovierten Reichstagsgebäude getagt. Der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) sagte in seiner Ansprache: "Heute endet ein weiteres Provisorium in der Geschichte unserer Republik." Platz sparen mussten die Abgeordneten bis zum endgültigen Bezug ihrer Büros im Jakob-Kaiser- oder Paul-Löbe-Haus 2001 aber trotzdem: "In Berlin hatten wir nur 18 Zwischenunterkünfte und ein Drittel der gewohnten Fläche zur Verfügung", sagt Umzugsleiter Cloes.
Der damalige Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) begrüßte den Umzug: "Die Politik gehört dahin, wo die großen Aufgaben zu bewältigen sind. Es ist gut, dass wir in Berlin nah an den Problemen dran sind." Am 6. September 1999 nahm der Bundestag in Berlin die Arbeit auf. Wissenschaftlicher Dienst, Bibliothek und Parlamentsarchiv zogen dann 2004 vom Rhein an die Spree.