Serie: Abgeordnete und ihre Berufsfelder
Damenschneiderin und Förster, Dolmetscherin und Winzer
– die Abgeordneten im Bundestag kommen aus ganz verschiedenen
Berufen. Die am häufigsten vertretene Berufsgruppe bilden mit
23 Prozent die Juristen. Der Rest der insgesamt 613 Abgeordneten
hat in 121 anderen Berufen Erfahrungen gesammelt. Eine kleine
Vorstellungsrunde...
Als Wolfgang Schäuble diesen Mann zum ersten Mal traf, wollte der heutige Bundesinnenminister seinen Ausweis sehen, um sicher zu gehen, dass dieser Abgeordnete wirklich so heißt, wie der römische Feldherr: Cajus Julius Caesar. Nach der ursprünglichen Schreibweise: Cajus statt Gaius. Man traf sich bei einer Bezirksveranstaltung, und Caesar legte seinem CDU-Parteifreund Schäuble den Führerschein vor. Dieser aber war durch ein anderes Gespräch abgelenkt, nahm seinen Stift und unterschrieb - auf dem Führerschein. Einen Augenblick später erkannte er den Fehler und lachte. Seitdem hat Cajus Julius Caesar, 57, ein Autogramm von Wolfgang Schäuble auf dem Führerschein.
Vor zehn Jahren wurde Cajus Julius Caesar in den Bundestag gewählt, seinen Namen kennt dort jeder. Sein Vater heißt so, und auch sein ältester Sohn trägt diesen Namen. Einmal antwortete ihm jemand, dem er sich vorstellte: "Angenehm, und ich bin Napoleon Bonaparte." Auch Caesars gelernter Beruf ist Familientradition: Seit fünf Generationen gibt es Förster in der Familie Caesar. Bis zu seinem Bundestagsmandat war Cajus Julius Caesar Revierleiter im Forstrevier Kirchberg in Nordrhein-Westfalen. Als Mitglied des Umweltausschusses profitiert er von seinem Fachwissen über Forstwirtschaft. Und das besteht nicht nur darin, wie man das Wild hegt – sondern vor allem darin, wie man den Waldbestand nachhaltig pflegen und schützen kann. "Als Diplomforstingenieur sitzt man natürlich nur selten auf dem Hochsitz, sondern beschäftigt sich viel mit den Zusammenhängen im Wald", sagt Cajus Julius Caesar. Der CDU-Politiker widmet sich im Bundestag vor allem den Bereichen Natur- und Artenschutz, Wald und Tropenwald, der Frage nachwachsender Rohstoffe in der Energiepolitik sowie der Abfallwirtschaftspolitik.
Bei der Bundestagswahl 2005 hatte er zunächst ein Mandat über den letzten Platz der Landesliste von Nordrhein-Westfalen gewonnen. Wegen einer Nachwahl im Wahlkreis Dresden I im Oktober 2005 verschob sich aber das Verhältnis der Unionsstimmen innerhalb der Länder, und Caesar verlor sein Mandat wieder. Am 7. Juli 2007 rückte Caesar dann für den ausgeschiedenen Abgeordneten Reinhard Göhner in den Bundestag nach. Dort hieß ihn Präsident Norbert Lammert mit den Worten willkommen: "Als Nachfolger für Herrn Dr. Göhner begrüße ich herzlich den Kollegen Cajus Julius Caesar, der den meisten noch in allerbester Erinnerung ist und der dem Parlament sicher nicht nur durch die Durchschlagskraft seines Namens behilflich sein wird."
Aber bei allem Respekt vor dem römischen Feldherrn will der Abgeordnete Caesar nicht wie ein Imperator agieren. Er möchte mit den Menschen sprechen, soziale Kompetenz zeigen. Nur auf seinen eigenen Waldparzellen, da regiert er. Zusammen mit seinem Vater, Cajus Julius Caesar.