Er summt, er trompetet, er spielt Bass und Schlagzeug - mit dem Mund. Lässig imitiert er Geräusche und Instrumente, ohne sich mit einem Mischpult oder anderer Elektronik zu helfen. Albert Martin Bruns, Künstlername "Alberto the musicbox", ist Beatboxer. Der 24-Jährige macht "Musik mit Lippen, Nase und Zunge", wie er sagt. Jetzt wirbt er auch für die Bundestagswahl. Für den Online-Wettbewerb "Mach Dein X" des Bundestages macht er in einem kurzen Video Musik. Er trompetet in der U-Bahn, singt seine Bestellung am Dönerstand - und macht am Ende sein Kreuz. Mit der Aktion will er junge Leute zur Teilnahme an der Wahl und am Wettbewerb motivieren. Ab dem 20. September läuft der Clip bei Privatsendern wie ProSieben, RTL und MTV. Die Zielgruppe: politisch eher desinteressierte junge Menschen zwischen 18 und 30 Jahren. Auch Alberto bezeichnet sich eigentlich als eher unpolitisch. Aber: "Ich finde es schon wichtig, dass man eine Ahnung hat, wen man wählt und ich achte auch darauf, dass ich immer wieder Nachrichten schaue", sagt er. Und natürlich werde er am 27. September wählen gehen - "ich kann ja schlecht dafür werben und dann nicht hingehen", scherzt er. Vor allem aber ist er stolz, dass er zu den vier jungen Menschen gehört, die für die Videoclips ausgesucht wurden. "Das ist mein erster Werbespot und dann gleich für so eine bedeutende Sache Werbung zu machen, ist natürlich toll."
Erfahrung vor Publikum und Kamera hat er schon gesammelt. Alberto steht oft auf der Bühne, bei Veranstaltungen etwa in Westerland, Braunschweig, Münster oder Leipzig. Auch in den USA hat der Beatboxer schon Musik gemacht. Der Stil entstand in den 1980er Jahren in den USA, als Rapper wenig Gelegenheit hatten, Hintergrundmusik selbst zu machen. Also fingen sie an, Geräusche mit dem Mund zu imitieren. Ein guter Beatboxer ist in der Lage, mehrere Instrumente gleichzeitig zu simulieren.
Alberto begann mit 17 Jahren zu üben. Innerhalb weniger Jahre war er so gut, dass er schon viele öffentliche Auftritte absolvierte. Inzwischen ist er so bekannt, dass er seinen Stil unterrichtet - und das für einen guten Zweck. Mit anderen zusammen bringt er seit 2007 an der HipHop Academy Hamburg 13- bis 20-Jährigen Beatboxing näher. Für die Jugendlichen sind die Kurse kostenlos, denn die Academy ist ein gemeinnütziges Projekt. "Unsere Idee war ursprünglich, an Schulen zu gehen, 50 Schüler für eine Sommerschule zu motivieren und danach ein Stück mit ihnen aufzuführen. Aber das war so erfolgreich, dass es inzwischen quasi ein Fulltime-Job ist", erzählt Alberto stolz. Inzwischen stehen auch sieben Schul-Videos von Alberto im Internet, zum Selberlernen für jeden interessierten HipHop-Novizen. Über seine Videos, die er selbst schneidet und ins Netz stellt, fiel er auch dem Bundestag auf. "Beim Videodreh habe ich dann erstmal gefragt, wie seid ihr bloß auf mich gekommen? Ein Schwarzer, der für die Bundestagswahl Werbung macht", sagt er und lacht.
Die Hautfarbe Albertos wurde von einigen Nutzern des Internetportals youtube.com anfangs auch rassistisch kommentiert. Die meisten zeigten sich aber von seiner Musik begeistert. Der gebürtige Texaner, mit viereinhalb Jahren von einem Hamburger Pastorenehepaar adoptiert, geht gegen Vorurteile an. "Man muss von beiden Seiten aus aufeinanderzugehen", sagt er. Einmal habe er einem Skinhead dessen Handy hinterher getragen, weil der es in der U-Bahn habe liegen lassen. "Der war total überrascht. Wenn der das nächste Mal auf einer Demo dumpfe Parolen hört, wird er meine Aktion noch im Hinterkopf haben", ist er sich sicher. Vielleicht kann der Werbespot zum Abbau von Vorurteilen beitragen. "Der Videodreh hat übelst Spaß gemacht", findet der Musiker, der an einer Hamburger Hochschule Film und Animation studiert. In ein paar Jahren will er nicht mehr nur in Clips auftreten, sondern auch Videos drehen. Sein Wahlspot ist zu sehen unter www.youtube.com/machdeinx