Unter erheblichem Zeitdruck sind in Afghanistan die Vorbereitungen für die Stichwahl um das Präsidentenamt angelaufen. Am 7. November sollen die Afghanen zwischen dem amtierenden Präsidenten Hamid Karsai und seinem Herausforderer Abdullah Abdullah wählen. Die Unabhängige Wahlkommission (IEC) hatte entgegen ursprünlichen Angaben erklärt, dass keiner der Kandidaten die absolute Mehrheit erzielt habe. Wegen des Vorwurfs des massiven Wahlbetrugs war ein Teil der Stimmen neu ausgezählt worden. Zudem wurden hundertausende von Stimmen für ungültig erklärt.
Herausforderer Abdullah forderte die Behörden auf, für "freie, faire und glaubwürdige Wahlen" zu sorgen. Es dürfe nicht wieder zu Betrügereien wie bei der Abstimmung am 20. August kommen. Die neue Wahlrunde stellt die afghanischen Behörden vor eine Reihe von logistischen Problemen: Neben dem herannahenden Winter gilt es als äußerst schwierig, eine ausreichende Zahl von Wahlhelfern zu finden. Mehr als 200 Wahlbezirksleiter wurden wegen des Vorwurfs des Betruges bereits entlassen. Besonders schwierig ist es, weibliche Wahlhelferinnen zu finden. "Es ist schwer vorstellbar, wie ein zweiter Wahlgang glaubwürdiger sein soll, wenn nicht die Sicherheit und der Zugang von Frauen zu den Wahllokalen drastisch verbessert wird", sagte Rachel Reid von der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch.
Unterdessen hat der Transport von Wahlunterlagen aus Kabul in die Provinzhauptstädte bereits begonnen, erklärte ein UN-Sprecher. Von dort aus müssen die Stimmzettel mit Hubschraubern, Lastwagen und Eseln in die entlegenen Dörfer gebracht werden. Beobachter rechnen damit, dass noch weniger Menschen als beim ersten Wahlgang ihre Stimme abgeben werden.