Berlin: (hib/HAU) Eine 50-prozentige Kürzung der Bundeszuschüsse für den Bund Deutscher Radfahrer (BDR), wie von der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen gefordert, hat der Sportausschuss mit den Stimmen aller anderen Fraktionen am Mittwochnachmittag abgelehnt. Die Grünen hatten darauf verwiesen, dass mit Steuermitteln nur sauberer Sport gefördert werden dürfe. Nachdem die vom BDR organisierten Deutschen Meisterschaften der Mountainbike-Marathon-Fahrer ohne Dopingkontrollen stattgefunden hätten, sei das Ende einer langen Kette von Verfehlungen des BDR erreicht gewesen, so der Grünen-Vertreter: "Dem BDR ist nicht mehr zu vertrauen", so seine Einschätzung.
BDR-Präsident Rudolf Scharping hingegen verwies auf die umfangreichen Bemühungen seines Verbandes im Anti-Doping-Kampf. So habe man die Kontrollen in den letzten drei Jahren verdreifacht. Laut eines Gutachtens der Deutschen Sporthochschule in Köln habe der BDR gemeinsam mit dem Deutschen Fußballbund und dem Deutschen Leichtathletikverband die größte Kontrolldichte. Der BDR kümmere sich seit 2006 verstärkt um die Prävention, wozu "erhebliche Mittel" aufgewendet würden. Bei den angesprochenen Meisterschaften der Marathonmountainbiker habe er die Gründe für den Verzicht auf eine Dopingkontrolle für vertretbar gehalten, so Scharping, der dies im Nachhinein als "Fehler" bezeichnete. Im Falle einer Kürzung der Zuwendungen des Bundes sei mit der Entlassung eines Drittels der Mitarbeiter beim BDR zu rechnen, sagte er weiter. Außerdem stünden weniger Mittel für den Anti-Doping-Kampf zur Verfügung. Göttrik Wewer, Geschäftsführer der Nationalen Antidoping-Agentur (Nada), attestierte dem BDR in den letzen Jahren "erkennbare Anstrengungen" beim Kampf gegen Doping unternommen zu haben. Dennoch gebe es noch "Luft nach oben".
Die Unions-Fraktion kritisierte das Ansinnen der Grünen als "populistisch". Die zuständige Projektgruppe beim Bundesinnenministerium (BMI) habe in ihrem Gutachten keine Gründe für eine Rückforderung von Mitteln aufgeführt. Für den immer wieder negativ auffallenden Profiradsport würden laut BMI ohnehin nur ein Prozent der für 2008 zur Verfügung gestellten Mittel aufgewandt. Als "selbstverschuldet" bezeichnete die SPD-Fraktion die derzeitige Situation des Radsports. Die von Scharping angeführten Probleme bei der Suche nach Sponsoren seien durch die dopenden Sportler begründet. Man dürfe nicht vorschnell "Skandal" schreien, forderte die FDP-Fraktion. Die Politik sollte nicht gegen die Sportfachverbände arbeiten. Da offensichtlich den Verbänden auch Geld für den Anti-Doping-Kampf fehle, könne man einen Anti-Doping-Fonds gründen, in den beispielsweise die Mehrerlöse aus Münzprogrammen bei Großveranstaltungen fließen könnten. Auch sollten Sponsoren motiviert werden, in diesen Fond einzuzahlen, sagte der Vertreter der Liberalen. Aus Sicht der Linksfraktion wird es Zeit, sich zu diesem Thema an einen Tisch zu setzen. Dabei müsse klar sein, dass sich der Anti-Doping-Kampf nicht nur auf den Spitzensport beschränken dürfe, sondern auch den Breiten- und Amateursport im Blick haben müsse.
Deutscher Bundestag, PuK 2 - Parlamentskorrespondenz
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(ab 01.04.2008 )
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