Die baden-württembergische Kultusministerin Annette Schavan (CDU) hat ein pragmatisches Motto: "Bildung stärkt Menschen." Nicht erst seit PISA mischt sie das Schulsystem mit seinen 4.200 Schulen und rund 100.000 Lehrern auf. Sondern schon Jahre davor machte sie sich nicht nur Freunde mit den von ihr angestoßenen Reformen. "Wenn wir über die Weiterentwicklung unseres Bildungswesens nachdenken, dann geht es nicht einfach um mehr Programme und Reformen um der Reformen willen."
In Baden-Württemberg gibt es zurzeit rund 1,68 Millionen Schüler. Der Südwesten hatte als erstes Bundesland die nach der PISA-Studie in ganz Deutschland beschlossenen Bildungsstandards festgelegt. Die Vorgaben der KMK wurden in die Standards integriert. Nach langen Diskussionen wurde im Schuljahr 2004/2005 das Abitur nach zwölf Jahren eingeführt. Dagegen gab es teilweise von Lehrern, Schülern und auch von SPD und Grünen heftigen Widerstand.
Die Grundschüler lernen nun ab der ersten Klasse eine Fremdsprache. Normalerweise ist das Englisch, entlang der Grenze zu Frankreich ist es die Sprache des Nachbarlandes. Dazu wurde die Stundentafel der Grundschule um zwei Stunden pro Stufe erweitert. Bei Ganztagsschulen ist Baden-Württemberg hingegen Entwicklungsland: Hier setzt Schavan auf den bedarfsorientierten Ausbau. Zurzeit gibt es 504 - vorrangig an Hauptschulen. Die CDU-Politikerin ist eine Verfechterin des dreigliedrigen Schulsystems. Seit Beginn ihrer Amtszeit hat Schavan immer wieder die Wichtigkeit der Förderung von besonders begabten Kindern und Jugendlichen betont. So besteht nun beispielsweise die Möglichkeit Grundschüler direkt in die zweite Klasse einzuschulen. Und seit kurzem gibt es in Schwäbisch Gmünd das erste Landesgymnasium für Hochbegabte. Unabhängig von allen Veränderungen haben die Schulen in den vergangenen Jahren mehr Eigenständigkeit bekommen: Das reicht von der Personalgewinnung bis hin zur Budgetierung. Auch bei der Lehrerausbildung gab es Änderungen. So wurde vor allem für das Lehramt an Gymnasien ein Praxissemester eingeführt und die pädagogische Ausbildung während des Studiums ausgeweitet.
Der Autor ist freier Journalist, Stuttgart.