Die Schullandschaft gehört in Bayern zu den Feldern, wo seit einiger Zeit besonders heftig reformiert wird. Kaum war die sechsjährige Realschule (R6) eingeführt worden, musste im vergangenen Jahr in einem von der Staatsregierung beschlossenen überraschenden Kraftakt innerhalb kürzester Zeit das achtjährige Gymnasium (G8) verwirklicht werden.
Der neue Kultusminister und Nachfolger der zurückgetretenen Monika Hohlmeier, Siegfried Schneider, darf nun die von seinem Haus vorangetriebene "Stärkung der Hauptschule" umsetzen, die bereits zu heftigen Elternprotesten geführt hat. Hinter dem Projekt verbirgt sich nämlich auch die Schließung von bayernweit 427 Teilhauptschulen, an der vor allem auf dem Land viele Gemeinden festhalten wollen. Schneider machte deutlich, dass ein "grundlegender Kurswechsel" von ihm nicht zu erwarten sei, dass er aber "sicherlich auch neue Akzente setzen" werde. Dazu gehören im Bereich Hauptschule eine praxisnähere Ausbildung und der Ausbau der individuellen Förderung.
Lässt die Opposition an der CSU-Bildungspolitik kaum ein gutes Haar, bekam die Staatsregierung nicht zuletzt durch die PISA-Studie Oberwasser: Diese bescheinigte Bayerns schulischen Anstrengungen im bundesweiten Vergleich eine Spitzenstellung. Gleichwohl musste auch das Kultusministerium Schwachstellen einräumen. Dazu gehört vor allem ein unübersehbarer Lehrermangel, der bereits zu deutlich höheren Klassenstärken, Unterrichtsausfällen und anhaltenden Protesten der Eltern geführt hat. Trotz ihres eisernen Sparkurses sah sich die Staatsregierung daher gezwungen, 500 zusätzliche Stellen im Schulbereich zu schaffen. Gleichzeitig aber verlangt der Doppelhaushalt 2005/2006 die Einsparung von 1.200 Lehrern. Dennoch spricht die CSU von einem "positiven Saldo von 887 Stellenäquivalenten", weil sie eine Arbeitszeitverlängerung für Lehrer und 241 neue Stellen in ihre Rechnung mit einbezieht. Die Opposition wirft der Staatsregierung vor, dass es "von virtuellen Lehrern und Milchmädchenrechnungen nur so wimmelt".
Streitpunkt bleibt auch das G8. Während die Staatsregierung einen "gelungenen Einstieg ins Gymnasium der Zukunft" rühmte, sah die Opposition wegen fehlender Planstellen einen "drohenden Kollaps" und ein "pädagogisches und organisatorisches Desaster".
Der Autor ist freier Journalist, München.