Die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) fördert und unterstützt mit dem "Bündnis für Bildung" bundesweit Bürgerinnen und Bürger, die sich aktiv für Schulen einsetzen. Schule Machen!, eine interaktive Plattform der Stiftung für eine Bildungsdebatte von unten, präsentiert Projekte, die gute Praxis zeigen und Schule machen sollen.
Als Projekt des Monats Juni wurde dem Berliner "Bürgernetzwerk Bildung" das Gütesiegel "Ausgezeichnet Schule gemacht!" verliehen und ein Spendenscheck über 500 Euro überreicht. Das Netzwerk wurde im Januar 2005 von Sybille Volkholz, ehemalige Schulsenatorin im Berliner Senat, gegründet. Ihr Motiv, sich in diesem Bildungsprojekt zu engagieren, ist es "der hohen Erwartungshaltung an Politik und Senat die ehrenamtliche Unterstützung von Bürgern und der Wirtschaft entgegenzusetzen".
Träger des Projekts ist der Verein Berliner Kaufleute und Industrieller. Mehr als 500 Ehrenamtliche, meist Rentnerinnen, viele davon mit akademischem Abschluss, besuchen regelmäßig Berliner Grundschulen in sozialen Brennpunkten, um Schülerinnen und Schülern vorzulesen, zuzuhören und über Geschichte zu reden. Das fördert nicht nur die Sprach-, sondern auch die soziale Kompetenz. 26 Grundschulen werden zur Zeit von Lesepaten betreut, zehn weitere stehen auf der Warteliste. Und der Bedarf wächst, immer mehr kleine Finger melden sich, um mit den Ehrenamtlichen zu lesen.
Renate Schmidt, Rentnerin und Vorleserin in der Wedding-Grundschule, hat sich "über PISA geärgert und wollte etwas Sinnvolles machen". Nun geht sie seit sechs Monaten zweimal in der Woche für zwei Stunden in die Schule. Am Anfang war sie skeptisch, immerhin kommen viele Schüler aus bildungsfernen Schichten, 87 Prozent der Kinder dieser Schule sind nichtdeutscher Herkunft und "haben meist kein eigenes Buch zu Hause". Doch die positive Resonanz von Schülern, Lehrern und Eltern bestärken sie in ihrer Arbeit. Christa Fahlbusch, betreuende Lehrerin, sieht in den Lesepaten "keine Ersatzlehrer, sondern Helfer, um Schule schön zu machen und Bildungshintergrund zu schaffen".
Die achtjährige Fatima liebt Bücher, in denen "Menschen schöne Kleider anhaben und die ein gutes Ende finden". Mit ihrem Lesepaten, Herrn Keller vom Bürgernetzwerk Bildung, hat sie viel Spaß. Das motiviert. Jetzt liest sie ihrer kleinen Schwester Hanna abends selbst vor, am liebsten aus ihrem eigenen Buch "Die Prinzessin, die nicht lachte, bis sie den Namen der Hexe gefunden hatte". Ein Modell macht Schule.
Schule Machen! Das ist eines von 29 Projekten, das von der DKJS initiiert wurde und im Jahr 2005 begleitet wird. In den elf Jahren der Stiftungsarbeit wurden insgesamt 6.000 Arbeitsvorhaben rund um die Themen Bildung, Schule, Lernen realisiert und mehr als 32.000 Kinder und Jugendliche erreicht. Die Kooperation mit anderen Stiftungen, Wirtschaft, Wissenschaft, Bund und Ländern, Bürgerinnen und Bürgern ist Voraussetzung für die Bewältigung des Programms. Heike Kahl, Geschäftsführerin der DKJS, bezeichnet ihre Organisation als einen "Seismographen für bildungspolitische Themen, als Wanderer durch die Welten der Wirtschaft, Politik und Gesellschaft".
Waren die Anfänge "netten Projekten mit Einzelfallcharakter gewidmet", hat sich die Stiftung "vom Kräutergarten zur Landschaftsplanung" entwickelt. Der übergreifende Aspekt von Leben und Lernen und systemische Veränderungen bestimmen die Leitlinien der Institution. Schule als Lebens- und Lernwelt, Bildungsreform von unten, Streiten und Verhandeln, Risiko und Innovation markieren Eckpunkte des Spektrums.
Das ist für die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung keine Frage, eher Motto. "Ganztägig lernen", das Begleitprogramm für Ganztagsschulen und solche, die es werden wollen, ist ein zentrales Anliegen der Organisation im Reformprozess von Schule. Mit der Initiative werden Schulen unterstützt, ihre Entwicklungsaufgaben zu lösen. Die Angebote orientieren auf Lernen aus guter Schulpraxis, Vernetzung und Erfahrungsaustausch, Beratung und Vermittlung von Experten, Fortbildung und qualifizierende Angebote, interdisziplinären Wissenstransfer, Kooperation und Moderation. Heike Kahls Vision für die Schule 2015: "Schulen müssen die schönsten Gebäude haben, hell, luftig und geräumig sein. Schüler sollten gern des Lernens, nicht nur der Kumpel wegen in die Schule gehen."
Die Autorin ist freie Journalistin, Berlin.