Dass die Suche von Regierungen nach Einsparpotenzialen unangenehme Entwicklungen mit sich bringt, wissen die Bürger spätestens nach dem Wegfall der Eigenheimzulage. Doch anders als oft vermutet, leiden auch die Regierungsmitglieder selbst unter dem Sparkurs. Wenigstens im Ausland: Wegen Zahlungsrückständen in Millionenhöhe weigerte sich in Belgien eine Firma, die Justizbehörden mit Toilettenpapier zu beliefern - diese mussten dann sogar an der existenziellen Hygiene sparen.
Soweit will es die Bundesregierung nicht kommen lassen. Sie hat ein geheimes Programm gestartet, um nicht in dieselbe Bredouille zu geraten. Offiziell beschafften Kanzleramt und Ministerien allein 2006 insgesamt 1,36 Tonnen Papier als Bürobedarf und "Administrationspapier". Ein Schelm, wer denkt, dass es dabei nur darum ging, genug Material für Gesetzentwürfe, Verordnungen und Antworten auf Anfragen der Opposition zu haben - hier wurde kontinuierlich ein Vorrat für schlechte Zeiten angelegt. Das beweist nicht nur die Tatsache, dass Finanzminister Peer Steinbrück in seiner Eigenschaft als Obersparer einen zehnmal so hohen Papierverbrauch vermeldet wie seine Amtskollegin Annette Schavan. Auch die niedrige Recyclingquote von knapp unter drei Prozent im Innenministerium zeigt: Die Mitarbeiter wollen es bei der endgültigen Verwertung des Materials lieber weich als kratzig.
Das sorgsam ausgetüftelte System gerät nun durch den politischen Gegner in Gefahr. Im sächsischen Landtag kopiert die PDS-Fraktion die Sammelaktion so plump, dass sie entlarvt werden muss: Sie erkundigte sich in einer Kleinen Anfrage danach, warum die bei Besprechungen in der Staatskanzlei gereichten Kekse nicht aus Sachsen kommen. Selbst dem naivsten Beobachter dürfte klar sein, dass diese Erkenntnisse irgendwie für die Kanalisation gedacht sind.