BISCHOFSKONFERENZ
Robert Zollitsch gewählt
Mit der Wahl des Freiburger Erzbischofs Robert Zollitsch zum Vorsitzenden hat sich die katholische Bischofskonferenz für eine Fortsetzung des bisherigen Kurses in der Führung der deutschen Kirche entschieden. Der im Vorfeld als Favorit höher gehandelte neue Erzbischof von München, Reinhard Marx, kam nicht zum Zug.
Unmittelbar vor der Wahl sah sich Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse veranlasst, die Bischöfe vor einem Kurswechsel zu warnen. Das Mitglied des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, dem Vertretungsorgan der Laien auf Bundesebene, sprach damit Befürchtungen vieler Katholiken aus, die Versammlung der Oberhirten könne sich stärker konservativ orientieren. Doch die kleine Gruppe in der Konferenz unter Führung des Kölner Kardinals Joachim Meisner hatte keine Chance, sich durchzusetzen.
Zollitsch, so werten Beobachter, gleiche in vielem seinem Vorgänger. Wie Kardinal Lehmann sei auch der Freiburger Erzbischof auf das Austarieren von Meinungsunterschieden und gegenläufigen Tendenzen bedacht. Darin hat Zollitsch Stärken bewiesen, sowohl in der Führung seines Erzbistums seit 2003 wie zuvor in 20 Jahren Personalverantwortung in der Diözese.
Auch in der einflussreichen Position als Verwaltungsratsvorsitzender im Verband der Diözesen, dem Rechtsträger und Finanzorgan der Bischofskonferenz, hat Zollitsch seine Fähigkeiten zum Konsens zur Geltung gebracht, gefordert besonders durch die knapper verfügbaren Kirchensteuern und den deswegen umstrittenen Finanzausgleich zwischen den Diözesen.
Der Berliner Bischof Wolfgang Huber vermerkte als Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland positiv, dass die Ökumene für Zollitsch einen ebenso hohen Stellenwert hat wie bei Kardinal Lehmann. Der neue Konferenz-Chef erklärte sich bestrebt, auf der Grundlage breiter Übereinstimmungen zwischen katholischer und evangelischer Kirche eine weitere Annäherung vorantreiben zu wollen.
Der 69jährige Erzbischof Zollitsch kommt nach den kirchenrechtlichen Regeln nur für eine Amtsperiode von sechs Jahren in Betracht. Auf Dauer komme die deutsche Kirche an Reinhard Marx nicht vorbei, verlautete nach der Wahl vertraulich aus Kreisen der Bischofskonferenz.