Wird 2008 das Jahr der globalen Naturschutzpolitik? Gründe dafür gäbe es genug, nicht nur die UN-Naturschutzkonferenz in Bonn, die im Mai Deutschland zum Schauplatz der internationalen Umweltpolitik machen wird. Mit den Regenwäldern und Korallenriffen schwindet nämlich nicht nur die Artenvielfalt, sondern die Grundlage unserer Zivilisation. Binnen weniger Jahre werden Ressourcen verschwendet, deren Entstehung Millionen Jahre gedauert hat.
Doch die UN-Biodiversitätskonvention, eine von drei Richtschnüren, die 1992 beim Erdgipfel von Rio ausgelegt wurden, führt bisher ein Mauerblümchendasein. Die Scheinwerfer der Welt sind seit Jahren allein auf die Klimaverhandlungen gerichtet. Das Klimaproblem ist einfacher und apokalyptischer zu beschreiben, der Schwund der Lebensvielfalt dagegen ein schleichender Prozess. Um so wichtiger wäre es aber, dass sich Umweltminister und Regierungschefs dieses Themas mit noch größerer Verve annehmen als des Klimaschutzes. Es bedarf der Erklärung und Vermittlung, und es bedarf neuer politischer Initiativen, um den Schutz der Lebensräume ähnlich selbstverständlich zu machen wie den Klimaschutz.
Einiges spricht dafür, dass in Bonn der internationalen Naturschutzpolitik neues Leben eingehaucht werden kann. Es gilt, neue realistische Ziele zu formulieren, denn der großspurigen Ankündigung, den Artenschwund bis 2010 zu bremsen, sind kaum Taten gefolgt. Noch immer mangelt es der Biodiversitätsforschung an den nötigen Mitteln, um mögliche Erfolge überhaupt messen zu können. Das muss sich ändern, denn globaler Naturschutz ist alles andere als altmodisch - er ist im 21. Jahrhundert von ähnlicher strategischer Bedeutung wie Energiesicherheit und Verteidigungsfähigkeit.