Historische Romane erfreuen sich seit etlichen Jahren großer Beliebtheit. Und das Genre bietet abseits all der Wanderhuren, Tempelritter und Kathedralenbaumeister, die die mittelalterliche Leselandschaft bevölkern, durchaus Lesestoff auch zur neueren Geschichte, bei der die Historie nicht zur reinen Staffage verkommt. Der ARD-Journalist Werner Sonne hat mit "Wenn ich dich vergesse, Jerusalem" einen solchen Roman über die Gründungsphase Israels vor 60 Jahren vorgelegt.
Konzentriert hat er sich nicht auf die große Politik dieser Zeit, sondern auf die Schicksale der Menschen - von Juden und Arabern gleichermaßen. Er erzählt die Geschichte der deutschen Jüdin Judith, die das KZ Dachau überlebt hat und in Palästina eine neue Heimat sucht. Ihr Weg kreuzt den der arabischen Lernkrankenschester Hana, die einen jüdischen Arzt aus den USA liebt.
Ein Hauch von "Exodus" durchweht seinen einfühlsamen Roman. Auch wenn es Sonne in literarischer Hinsicht nicht mit Leon Uris aufnehmen kann, so nimmt er es deutlich genauer mit den historischen Wahrheiten der Jahre 1947/48 und scheut sich nicht davor, die brutalen Verbrechen von Juden und Arabern gleichermaßen zu benennen.
Wenn ich dich vergesse,Jerusalem. Roman.
Bloomsbury Berlin, Berlin 2008; 285 S., 19,90 ¤