"Was ist das?" fragte Joschka Fischer und zog ein glänzendes Geldstück aus seiner Hosentasche. "Das ist der Euro - und das ist Macht", sagte der frühere deutsche Außenminister. Für ihn ein Symbol, das zeigt, was Europa bewirken kann, wenn es zusammensteht. Wenige Tage nach dem irischen Nein zum Vertrag von Lissabon herrschte am 23. Juni bei einer Diskussion zwischen dem früheren Außenminister und dem ehemaligen Präsidenten der Europäischen Kommission, Jacques Delors, in der franzöischen Botschaft aber eine ganz andere Frage vor: Wie kann es in Europa weitergehen und welche Rolle spielt dabei das deutsch-französische Tandem?

Für die beiden Politiker geht die Union offenbar in Richtung eines Europas der zwei Geschwindigkeiten. "Kein Land, sei es groß oder klein, kann sich dem Willen anderer widersetzen, weiter voranzugehen", sagte Delors. Er selbst hatte von 1985 bis 1994 an der Spitze der Europäischen Kommission gestanden. Wie er hatte auch Fischer in seiner Amtszeit unzählige Nachtsitzungen mit endlosen Diskussionen über den Fortgang der Union miterlebt: "Ein geschlossenes 27er-Europa wäre immer die bessere Variante, aber was tun, wenn es das nicht gibt", fragte Fischer. Er hält die EU für gefährdet, "wenn es so weitergeht wie bisher", sagte Fischer und plädierte auch dafür, über verschiedene Stufen von Mitgliedschaften nachzudenken.

Kritisch bewerteten beide das Instrument des Referendums, um über komplizierte europäische Verträge abzustimmen. Fischer nannte es allerdings einen "Widerspruch insich", zu erklären, man respektiere eine Entscheidung, aber dann nochmals darüber abstimmen zu lassen. Die deutsch-französische Zusammenarbeit sei dabei für die Weiterentwicklung der EU"ein Wert an sich", so Delors. Fischer sieht die deutsch-französische Verständigung unter anderem als einen wichtigen Motor, eine externe Avantgarde, beispielsweise im Falle einer Krise. "Dann wäre das französische Paar", so Fischer, "völlig unverzichtbar".