"Nazis waren für mich diese prügelnden Glatzköpfe aus dem Fernsehen", sagt Sophies Mutter. Ihre Tochter ist in die rechtsextreme Szene abgerutscht und für die Mutter kaum noch ansprechbar. Die Journalistin Claudia Hempel hat acht Mütter und einen Vater in ähnlicher Lage interviewt: Öffentlich zu machen, wie Jugendliche rechtsextrem werden, ist in ihren Augen ein unverzichtbarer Schritt. Dazu müsse die Scham der Eltern, die Angst davor, öffentlich als Schuldige für die Gesinnung der Kinder dazustehen, überwunden werden. Fast alle Befragten haben Anfeindungen und Geringschätzung erlebt.
Einige Eltern haben es nach Jahren geschafft, ihre Kinder zum Ausstieg zu bewegen - andere nicht. Alle befragten Eltern halten trotzdem zu ihrem Nachwuchs. Scheinbar ist dies, so lautet ein Fazit des Buches, das einzige Erfolg versprechende Mittel, denn nur die rechtsextremen Ideologen profitieren von der vollständigen Isolierung der Jugendlichen. Die befragten Eltern idealisieren ihre loyale Haltung keineswegs, geben Probleme und Frustration zu. Ein gelungenes Buch, gerade wegen des nüchternen Tenors, der auf jede Sensationslust und Besserwisserei verzichtet.
Wenn Kinder rechtsextrem werden. Mütter erzählen.
zu Klampen Verlag, Springe 2008; 208 S., 12,80 ¤