Sie ist eine der "renommiertesten Politikerinnen, die zur guten Entwicklung der Bundesrepublik Deutschland beigetragen haben", sagte der ehemalige Bundespräsident Johannes Rau über sie. Und tatsächlich war die FDP-Politikerin Liselotte Funcke eine Vorreiterin auf vielen Gebieten.
Als sie nach dem Zweiten Weltkrieg in die FDP eintrat und sich schon bald einen Namen als Bildungs- und Finanzpolitikerin machte, waren erfolg- reiche Frauen in der Politik noch eine Seltenheit. Bereits zwei Jahre nach ihrem Parteieintritt wurde sie in den FDP-Landesvorstand von Nordrhein-Westfalen gewählt, 1964 in den Bundesvorstand und 1977 zur stellvertretenden Parteivorsitzenden.
Schon 1950 zog die gebürtige Westfälin in den Düsseldorfer Landtag ein, 1961 dann in den Bundestag, zu dessen Vizepräsidentin sie 1969 gewählt wurde und bis 1979 blieb. Sie kämpfte für die Gleichberechtigung der Frauen in Deutschland, als unverheiratete Frauen noch als "Fräulein" bezeichnet wurden und ein Ehemann seiner Frau die Berufstätigkeit verbieten durfte. Den bezahlten Mutterschaftsurlaub und eine relativ liberale Abtreibungsregelung haben die Frauen in Deutschland unter anderem auch Liselotte Funcke zu verdanken.
Als Ausländerbeauftragte der Bundesregierung zwischen 1981 und 1991 setzte sich "der Engel der Türken", wie Funcke bald genannt wurde, beispielsweise für das kommunale Wahlrecht von Ausländern und die Anerkennung Deutschlands als "Einwanderungsland" ein. Weil sie sich von der Regierung Kohl nicht ausreichend unterstützt fühlte, trat sie schließlich zurück - und trug doch viel zur späteren Aufwertung der heutigen "Beauftragten für Migration, Flüchtlinge und Integration" bei. Am 20. Juli wird Liselotte Funcke 90 Jahre alt.