Seit 1991 hat das Deutsch-Polnische Jugendwerk 1,8 Millionen junge Deutsche und Polen zusammengebracht. Was ist das Geheimnis dieses Erfolgs?
Das Geheimnis ist die Jugend und ihre Aufgeschlossenheit. Darauf können wir stolz sein und gleichzeitig hoffnungsvoll in die Zukunft blicken -in die Zukunft der deutsch-polnischen Beziehungen und die der Nachbarschaft im vereinten Europa. Denn die heutige Jugend wird einen direkten Einfluss darauf haben, wie diese Nachbarschaft in zehn, zwanzig oder dreißig Jahren aussehen wird.
Wo gibt es Probleme?
Frei nach Napoleon gibt es drei Probleme: Geld, Geld, Geld. Das liegt unter anderem daran, dass wegen der Teuerungsrate und des starken Zloty die uns zur Verfügung stehenden Finanzmittel an Wert verlieren. Unser Haushalt liegt 2008 bei 9,6 Millionen Euro und für 2009 sind knappe 9,2 Millionen Euro geplant. Dabei steigt die Zahl der Projekte und damit der Eigenbeitrag der Teilnehmer. Die Nachfrage ist so groß, dass die Fördersätze, die wir auszahlen viel zu gering sind. Wir wollen uns inhaltlich weiterentwickeln und zum Beispiel jüngere Jugendliche und Kinder einbeziehen. Das geht nur, wenn das DPJW in naher Zukunft besser ausgestattet wird.
Ist das Interesse an den Jugendprojekten auf beiden Seiten ähnlich groß?
In Deutschland steigt es, in Polen bleibt es unverändert groß. Mittlerweile gibt es aber auf dem "Markt der Jugendprojekte" eine gewisse Konkurrenz. Die Zeiten haben sich seit dem EU-Beitritt Polens insofern geändert, dass ein Partnerprogramm mit Deutschland für polnische Jugendliche inzwischen nur eine Möglichkeit unter vielen Auslandsangeboten darstellt. Das ist dennoch erfreulich, weil es ein Zeichen der Normalisierung ist.
Gibt es auch trilaterale Projekte?
Polnisch-deutsch-französische Projekte gibt es seit vielen Jahren, wir arbeiten mit dem Deutsch-Französischen Jugendwerk eng zusammen. Die Trinationalität der Programme ist eine bewährte Kooperation - sie ermöglicht, einen anderen Anhaltspunkt für die deutsch-polnischen Fragen zu finden. Das gilt übrigens auch für trinationale Projekte, die mit der Ukraine, Weißrussland und Russland, aber auch mit Tschechien oder Israel durchgeführt werden.
Was erwarten Sie von den Parlamenten?
Die Mittel für das Jugendwerk werden von den Haushältern der Parlamente gebilligt. Daher haben wir in Kreisau unsere Aktivitäten und Aufgaben den Parlamentspräsidien vorgestellt. Die Begegnung hat übrigens bestätigt, dass wir es mit einer ganz deutlichen deutsch-polnischen Annäherung in der politischen Szene zu tun haben. Die politischen Rahmenbedingungen sind zurzeit so gut, wie lange nicht mehr.
Die Fragen stellte
Bernadette Schweda