So unsicher waren die Zeiten für den Bundesfinanzminister schon lange nicht mehr. Die Industriestaaten stürzen rund um den Globus in die Rezession, Banken müssen mit Staatsgeldern gerettet werden und der Zweifel der Bürger an den milliardenschweren Rettungspaketen ihrer Regierungen wächst täglich. Unter diesen Umständen einen Bundeshaushalt für das nächste Jahr aufzustellen, der eine Antwort auf den konjunkturellen Einbruch der deutschen Wirtschaft gibt, zusätzliches Geld für Zukunftsinvestitionen enthält und die Neuverschuldung nicht in astronomische Höhen schnellen läßt, ist ein kleines Kunststück. Peer Steinbrück ist das halbwegs gelungen. Das ist die gute Nachricht. Die schlechte Nachricht ist, dass die Realität, auch wenn man davon in der Großen Koalition heute noch nichts wissen will, die Bundesregierung bereits in wenigen Monaten zum Nachsteuern zwingen wird.
Denn abgesehen von der völlig unkalkulierbaren Entwicklung der internationalen Finanzkrise und den Auswirkungen auf die Weltwirtschaft, krankt der Bundeshaushalt 2009 an einer viel zu optimistischen Wachstumserwartung. So hält die Bundesregierung unbeirrt daran fest, dass das Bruttoinlandsprodukt im nächsten Jahr um zwei Zehntel Prozentpunkte zulegen wird, während Bundesbank und Internationaler Währungsfonds längst mit einem Minuswachstum kalkulieren. Woher der Finanzminister diesen Zweckoptimismus nimmt, ist schleierhaft. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass sich die ökonomische Lage in Deutschland und anderswo auf der Welt noch einmal verschärft, ist deutlich größer als ein plötzlicher Aufschwung im nächsten Jahr. Als vorsichtiger Finanzminister hätte Steinbrück deswegen besser einen Risikopuffer in den Haushalt eingebaut. So bleibt ihm eine böse Überraschung kaum erspart.