W ie kann sich ein Rechtsstaat unter Einhaltung seiner Regeln eines Gegners erwehren, der selbst jede Regel missachtet? Das Problem stellt sich beim Kampf gegen Terroristen im Sauerland, gegen Taliban in Afghanistan und gegen Piraten am Horn von Afrika. Deutsche Rechtsnormen in einem rechtlosen Raum wie Somalia wahren zu wollen, mutet erst einmal ziemlich unrealistisch an. Kann man Seeräuber, wenn sie sich schon nicht durch die Präsenz militärischer Macht abschrecken lassen wollen, mit ihren kleinen wendigen Booten nicht einfach versenken? Für einen freiheitlichen Rechtsstaat wie Deutschland steht außer Frage, dass ein Einsatz von Bundeswehr und Bundespolizei gegen die somalischen Seeräuber nach Recht und Gesetz ablaufen muss. Deshalb haben die Fachleute der beteiligten Bundesministerien auch so lange miteinander gerungen, bis sie sich auf die Regeln für die Beteiligung Deutschlands an der Anti-Piraterie-Mission der EU verständigt haben. Diese Regeln sind kompliziert - in Fällen, in denen deutsche Interessen berührt sind, übergibt die Bundeswehr gefangene Piraten an die Bundespolizei, die sie einem deutschen Haftrichter vorführt. Das muss man des Prinzips wegen in Kauf nehmen. Wichtig ist, dass Soldaten und Polizisten in ihrem Einsatz nicht allein gelassen sind, sondern nun Rechtssicherheit haben. Allerdings zeigt das Beispiel Piraterie, wie schlecht Deutschland insgesamt auf seine neue Rolle als aktiv Mitwirkender in internationalen Sicherheitssystemen vorbereitet ist.