"Preußen ist wieder sexy", titelte das Magazin der "Süddeutschen Zeitung" im letzten Frühjahr. Vor allem in Berlins besseren Kreisen seien "preußische Tugenden und Disziplin" wieder "in". Zum Glück schenkt man dem 1947 aufgelösten Preußen nicht nur von Seiten eines Bürgertums, das sich in Preußens "Glanz und Gloria" sonnen möchte, wieder erhöhte Aufmerksamkeit. Sondern auch von Seiten seriöser Historiker, deren neueste Forschungen keineswegs das neue Preußen-Gefühl legitimieren, nur weil sie differenzierter über die Herrschaft der Hohenzollern urteilen als ältere Arbeiten.
Die Lektüre der "Geschichte Preußens" von Monika Wienfort würde viele "Borussen"-Fans wieder daran erinnern, dass die preußischen Toleranzedikte nicht allein aus Menschenliebe erlassen wurden, sondern hauptsächlich wirtschaftlich und politisch motiviert waren. Und das Friedrich der Große zwar die "gerichtsförmige Grausamkeit" ablehnte, aber die "Schrecken des Krieges selbstverständlich hinnahm". Die preußische Politik war nicht nur gut oder nur schlecht. genauso wenig wie Preußen nach 1871 mit Deutschland verschmolz. Das kurz und präzise zu schildern, ist die Leistung der Geschichtsprofessorin, die selbstverständlich in Berlin lehrt.
Geschichte Preußens.
Verlag C.H. Beck, München 2008; 128 S., 7,90 ¤