"Männer machen die Geschichte", lautete das Credo Heinrich von Treitschkes Ende des 19. Jahrhunderts. Nicht zuletzt wegen dessen hagiographischer Schriften ist dieser geschichtstheoretische Ansatz schon lange verpönt. Frank-Lothar Kroll beweist mit seiner Hohenzollern-Monografie, dass es sich wieder lohnt, die Geschichte eines Herrschergeschlechts zu erzählen. Vorausgesetzt, man lotet den tatsächlichen Einfluss der regierenden Fürsten auf die politischen, sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklungen behutsam aus. Genau diese Gratwanderung zwischen biografischer und allgemeiner Geschichte beherrscht der in Chemnitz lehrende Professor meisterlich.
Souverän führt Kroll den Leser durch das dynastische Dickicht des seit dem 11. Jahrhundert im schwäbisch-fränkischen Raum beheimateten Geschlechts hin zum Griff des brandenburgischen Kurfürsten Friedrich III. nach der preußischen Königskrone 1701. Seinen Nachfolgern, vom Soldatenkönig bis zu Wilhelm II., lässt er dabei historische Gerechtigkeit widerfahren, indem er ihre Leistungen in punkto Toleranz oder Mäzenatentum ebenso wie ihre Fehlleistungen betreffs Militarismus und Demokratiefeindlichkeit kritisch beleuchtet.
Die Hohenzollern.
Verlag C. H. Beck, München 2008; 128 S., 7,90 ¤