Der Pfandbrief hat nach Ansicht von Experten trotz der Finanzkrise eine Zukunft. "Der Pfandbrief hat andere Krisen überstanden als diese Finanzmarktkrise", versicherte Louis Hagen vom Verband deutscher Pfandbriefbanken am 21. Januar in einer Anhörung des Finanzausschusses zum Entwurf eines Gesetzes zur Fortentwicklung des Pfandbriefrechts ( 16/11130, 16/11195). Bei diesen von Pfandbriefbanken herausgegebenen Wertpapieren sind Anleger im Fall einer Insolvenz der Bank durch zusätzliche Deckungsmassen wie Grundpfandrechte auf Grundstücke oder Schiffe geschützt. Anleger würden dadurch auf jeden Fall das eingesetzte Kapital und die Zinsen erhalten.
Nach Angaben Hagens standen Pfandbriefe bis zum September letzten Jahres "wie ein Fels in der Brandung". Leider seien diese Papiere durch den Zusammenbruch der Lehman-Bank und die Krise bei der deutschen Hypo Real Estate (HRE) in den Sog der Krise geraten, aber noch lange nicht tot, auch wenn der Absatz nicht mehr so groß sei wie früher. Es seien 2008 insgesamt mehr Pfandbriefe emittiert worden als 2007. "Das Produkt ist stark, und das Interesse belebt sich", sagte Hagen. Investoren würden nicht allein staatliche und staatlich garantierte Produkte suchen. Dagegen hatte der Chef der Kreditanstalt für Wiederaufbau, Ulrich Schröder, ebenfalls in einer Anhörung des Finanzausschusses am 17. Dezember 2008 darauf hingewiesen, dass der Pfandbriefmarkt, über den sich die Kommunen mit Kapital versorgen würden, praktisch tot sei. Auch andere Banker hatten sich besorgt über den Pfandbriefmarkt gezeigt. Nach Angaben von Hagen war jedoch nicht das Pfandbriefgeschäft die Ursache für die Schwierigkeiten der HRE.
Christoph Keller (Deutsche Bundesbank) zeigte sich dagegen optimistisch. Der Pfandbrief könne gestärkt aus der Krise hervorgehen. Sabine Lautenschläger (Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht) bezeichnete das Sicherungssystem des Pfandbriefes als "das Beste, das es weltweit gibt". Nach Angaben der Verbraucherzentrale hat der deutsche Pfandbrief mit einem Nominalvolumen von knapp 900 Milliarden Euro eine große Bedeutung. Diese Anlageform sei Vorbild für zahlreiche Produkte in anderen Ländern. Die Verbraucherzentrale erwartet einen höheren Marktanteil für Pfandbriefe, "denn in Zeiten eines generellen Misstrauens gegen spekulative Anlageformen und geringen Refinanzierungsmöglichkeiten steigt die Bedeutung eines hinreichend gedeckten Pfandbriefes".
Die Experten begrüßten die in dem Entwurf vorgesehenen Änderungen des Pfandbriefrechts. Katharina Edzard-Heinke vom Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft bezeichnete einen geplanten Liquiditätspuffer bei den Pfandbriefen als sinnvoll. Die Finanzmarktkrise habe die Bedeutung einer ausreichenden Liquiditätssicherung unterstrichen. Die Versicherungsbranche habe 440 Milliarden Euro in Pfandbriefen angelegt und vertraue den Pfandbriefen weiter. Die Bundesregierung will die Rahmenbedingungen für Pfandbriefe verbessern und diese Art Finanzierung auch auf Flugzeuge ausdehnen. Vorbild sind die seit 1935 existierenden Schiffspfandbriefe.
Flugzeuge seien ebenso langlebige Wirtschaftsgüter wie Schiffe, erklärte dazu der Experte Hagen. Für die Institute, die Flugzeuge finanzieren würden, sei der neue Pfandbrief von großer Bedeutung. Die Bundesregierung geht von einem Neugeschäftsvolumen von 44 Milliarden Euro in der Flugzeugfinanzierung aus.
Jürgen Bentlage vom Verband deutscher Schiffsbanken erklärte zur Lage der Schifffahrt, mit Ausnahme des Tankerbereichs sei die Tonnage durch die Krise sehr stark zurückgegangen. Dennoch seien die Auswirkungen auf die mit der Schiffsfinanzierung befassten Banken bisher gering. Wenn es wieder Wachstum geben werde, werde sich das überproportional auf die Reedereien auswirken.