TÜRKEI
Prozesse um das Kloster Mor Gabriel auf den 6. Mai vertagt
Es ist eines der letzten intakten Klöster in Südostanatolien und gilt als eines der ältesten christlichen Klöster weltweit: Mor Gabriel ist das Zentrum der syrisch-orthodoxen Christen in der Türkei. Jetzt fürchten die 70 Mönche und Nonnen des Klosters um dessen Existenz - und für die EU wird Mor Gabriel immer mehr zum Prüfstein für einen möglichen EU-Beitritt der Türkei. Der Fall berührt die heikle Frage der Religionsfreiheit: Angrenzende Dörfer sowie das Schatzamt des Distrikts Midyat beanspruchen große Teile des Klosterlandes - auch Land, auf dem Gebäude des Klosters stehen. Seit November 2008 laufen mehrere Gerichtsverfahren gegen Mor Gabriel. Auch das Kloster klagt: gegen eine Mitte 2008 durchgeführte Katastererfassung, mit der seine Besitzungen stark beschnitten wurden. Zum fünften Mal beschäftigte der Fall am 22. April das Landgericht der Kreisstadt Midyat. Zur Verhandlung waren erneut Beobachter aus dem Ausland angereist, auch die deutsche Botschaft war vertreten. Doch wieder wurde der Fall vertagt. Erst am 6. Mai soll nochmals verhandelt werden.
Das Thema beschäftigt seit Wochen auch den Bundestag. Viele Parlamentarier haben sich besorgt über die Vorgänge geäußert. Die Abgeordneten der Unionsfraktion bezeichneten die Prozesse am 22. April im Menschenrechtsausschuss als einen "Präzedenzfall". Die Verfahren um Eigentumsrechte, die gegen das Kloster angestrengt würden, zielten darauf ab, den Christen ihre Rückzugsorte zu entziehen, betonten sie. Sie seien "ein Mittel zum Zweck, um eine religiöse Minderheit aus dem Lande zu jagen". Diese habe zu Beginn des 20. Jahrhunderts 30 Prozent der Bevölkerung ausgemacht, heute seien es nur noch 0,15 Prozent.
Die SPD-Fraktion sagte, das Kloster habe eine herausragende Bedeutung für die syrisch-orthodoxen Christen. Es sei daher wichtig, dass die deutsche Botschaft in Ankara und viele Parlamentarier die Prozesse begleiteten, um Druck auszuüben.