Eigentlich ist über Hans Koschnick, der am 2. April seinen 80. Geburtstag feierte, schon alles gesagt. Trotzdem findet sich in der ersten Koschnick-Biografie seit 24 Jahren noch manches Erhellendes über den Bremer Altbürgermeister und Stellvertreter des einstigen SPD-Chefs Willy Brandt. Etwa, dass der große Vermittler manchmal "rasend vor Wut" sein konnte. Oder dass das Arbeitsamt ihm 1945 geraten hatte, vielleicht Maurer zu werden. Zum Glück wurde er lieber politischer Brückenbauer, trug zur Versöhnung mit Israel und Polen bei und lenkte den Wiederaufbau in Mostar.
Die ehemalige Radio-Bremen-Redakteurin Karla Müller-Tupath bettet das Leben des Sozialdemokraten in die Zeitgeschichte ein, so dass aus der Biografie ansatzweise ein Geschichtsbuch wird. Sie schildert nüchtern die Fakten ohne große eigene Wertungen, verliert sich aber manchmal in Nebensächlichkeiten.
Leider beleuchtet sie fast nur den politischen Werdegang Koschnicks, nicht aber sein gesellschaftliches Engagement, etwa als Tarifschlichter. Dennoch: Karla Müller-Tupath hat ein lesenswertes Buch für alle vorgelegt, die diesen besonders glaubwürdigen Vertreter einer aussterbenden Politikergeneration schätzen.
Hans Koschnick. Trennendes überwinden.
Vorwärts Buch Verlag,
Berlin 2009;
288 S., 19,95 ¤