Mehr als hundert Jahre lang standen sie sich feindselig gegenüber, doch in den vergangenen Monaten haben sich Armenien und die Türkei langsam angehnähert. Am 10. Oktober unterzeichneten beide Seiten auf neutralem Boden in Zürich zwei Protokolle zur Normalisierung der Beziehungen.
Vergiftet war das Verhältnis zwischen den beiden Staaten wegen der Völkermords an rund 1,5 Millionen Armeniern während des Ersten Weltkriegs, den die Türkei bis heute leugnet. Zusätzlich belastete der Streit zwischen Armenien und Aserbaidschan um die Region Bergkarabach die Beziehungen. Die Enklave befindet sich auf aserbaidschanischem Gebiet, wird aber überwiegend von Armeniern bewohnt und seit 1994 von Armenien kontrolliert. Die Türkei hielt seitdem als Verbündeter Aserbaidschans die Grenze zu Armenien geschlossen.
Dem Vertragsabschluss waren unter anderem gegenseitige Besuche der beiden Staatspräsidenten Abdullah Gül und Sersch Sarkissjan bei WM-Qualifikationsspielen der Fußballnationalmannschaften in Eriwan und Bursa vorausgegangen.
Die beiden neuen Verträge sehen vor, die gemeinsame Grenze zu öffnen, diplomatische Beziehungen aufzunehmen und eine unabhängige wissenschaftliche Kommission zur Aufarbeitung der umstrittenen Vergangenheit einzusetzen. Die Parlamente beider Staaten müssen den Verträgen allerdings noch zustimmen.