Wenn am 12. Februar 2010 die Olympischen Winterspiele im kanadischen Vancouver beginnen, dann wird die Welt auch auf Tewanee Joseph blicken. Denn der ehemalige leidenschaftliche Lacrosse-Spieler - eine Ballsportart aus Kampftraining und einer Zeremonie der Ureinwohner - ist Repräsentant der "Four Host First Nations" - ein Novum in der Geschichte der Olympischen Spiele. Zum ersten Mal sind "First Nations", die in Kanada lebenden Indianer, von der Bewerbung bis zur Veranstaltung an Olympischen Spielen beteiligt.
"Die Spiele brechen mit Stereotypen und bringen zwei Worte zusammen, die in diesem Land so selten zusammengebracht werden: Ureinwohner und Erfolg", sagte Tewanee Joseph kürzlich stolz auf einer Pressekonferenz. Die Spiele seien nicht nur eine Möglichkeit, der Welt die Traditionen zu zeigen. Sie brächten auch Jobs, mehr als 100 Firmen von Ureinwohnern sind beteiligt.
"Die Beteiligung der ,First Nations' an den Olympischen Spielen ist eine wichtige Anerkennung auf der symbolischen Ebene", sagt Martin Thunert, Politologe am Center for American Studies der Universität Heidelberg. Die in Kanada vorhandene Kritik, es handele sich um folgenlose Symbolpolitik, teilt er nicht. "Wenn sich herausstellte, dass alles ein PR-Gag war, dann wäre das ein zu großes Desaster für die Regierung." Zwar würden die Spiele nichts an der hohen Selbstmordrate und der hohen Arbeitslosigkeit der Ureinwohner ändern, meint Thunert. Aber sie seien ein Anstoß für weitere gesellschaftliche Veränderungen.