Als Angehöriger der deutschen Minderheit und als oppositioneller Schriftsteller wurden Sie während des Ceaucescu-Regimes verfolgt. Wie haben Sie die Repressionen der Securitate persönlich erlebt?
Wir hatten in den 1980er Jahren einen Literaturkreis. Die Securitate ist gegen uns vorgegangen und hat bewirkt, dass ich die Leitung des Kreises abgeben musste. Durch Intrigen und Zersetzungsmaßnahmen wollte man die Atmosphäre in der Gruppe vergiften. Die letzten zweieinhalb Jahre vor unserer Ausreise hatten wir außerdem rund um die Uhr eine Wanze in unserer Wohnung.
Während der friedlichen Revolution in Deutschland spielten Forderungen nach der Stasi-Auflösung eine wichtige Rolle. War das in Rumänien ähnlich?
Die Securitate war das Feindbild Nr. 1 für die Bevölkerung. Die Übergangsregierung hat darauf reagiert und die Securitate noch im Dezember 1989 offiziell aufgelöst. Das Problem war aber, dass bereits im nächsten Frühjahr ein neuer Geheimdienst gegründet wurde - überwiegend mit den Offizieren der alten Securitate. Aber ein Neuanfang war kaum möglich: Denn die Opposition war führungslos und kein Massenphänomen.
Wie zeigte sich diese personelle Kontinuität?
Die letzten Eintragungen in die Akten von Herta Müller und mir wurden im Oktober 1989 von Petru Pele, einem Oberstleutnant der Securitate gemacht. Von 1990 bis 1995 war er dann der Leiter der SRI, des neuen rumänischen Geheimdienstes, in der Stadt Temeswar.
Wann haben Sie ihre Securitate-Akte das erste Mal in den Händen gehalten?
Das war im August 2008. Ich habe schon kurz nach der Wende, als es in Rumänien noch gar keine entsprechende Behörde gab, meine Akte verlangt. Zunächst wurde mir geantwortet, die Akte sei während der Revolution in Rumänien bei der Erstürmung des Securitate-Gebäudes in Temeswar, von den Aufständischen angezündet worden. 1999 wurde dann die rumänische Birthler-Behörde, die CNSAS, gegründet. 2004 bekam ich von dort einige Blätter, in denen mein Name vorkam. Nochmal vier Jahre später tauchte im Zusammenhang mit einem Forschungsauftrag meine Akte dann endlich auf.
Halten Sie die Akte denn für vollständig?
Man sieht auf den ersten Blick, dass sie das nicht ist. Es gibt verschiedene Numerierungen auf den Seiten. Es ist offensichtlich, dass bestimmte Informationen aus den Akten fehlen: Ein Schriftsteller-Kollege, Roland Kirsch, wurde im Mai 1989 erhängt in seiner Wohnung gefunden. Es besteht der Verdacht, dass die Securitate etwas mit seinem Tod zu tun hatte. In den letzten Jahren, bevor wir ausgereist sind, war Roland Kirsch ständig bei uns. Aber er kommt in unseren Akten nicht vor. Das ist einfach unerklärlich.
Die Fragen stellte
Kata Kottra.