Nach dem Motto "Ich kam, ich sah, ich siegte" wirbelt Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU) seit ihrem Amtsantritt 2005 die Familienpolitik der Union durcheinander, hat mit Elterngeld, Vätermonaten und Ausbau der Kinderbetreuung konservative Gemüter gegen sich aufgebracht - und ihre Ziele dann doch überraschend problemlos durchgesetzt.
Was bei ihrem Siegeszug oft vergessen wird: Selbst eine Ministerin kann das Frauen- und Familienbild einer Partei nicht von heute auf morgen umkrempeln. Dazu bedarf es jahrelanger Überzeugungsarbeit an der Basis, in den Parteigremien. Eva Möllring kann ein Lied davon singen.
Die CDU-Abgeordnete, die 2005 über die Landesliste Niedersachsen in den Bundestag einzog, kämpft seit vielen Jahren für eine moderne Familienpolitik. 1995 trat sie in die Frauen-Union (FU) ein, ist seit 2003 deren Landesvorsitzende in Niedersachsen und seit 2001 stellvertretende FU-Vorsitzende auf Bundesebene.
Vereinbarkeit von Beruf und Familie, Gleichstellung von Frauen am Arbeitsmarkt, Unterstützung besonders von allein erziehenden Müttern - und Vätern: Diese Themen liegen der ebenso zierlichen wie energiegeladenen 53-Jährigen mit den dunklen Haaren besonders am Herzen. Dass sie lange Zeit in der Union nicht gerade oben auf der Agenda standen, war für sie nur zusätzlicher Ansporn.
"Mir ist klar, dass manche Mitglieder in der CDU andere Lebensansichten und Grundsätze haben als ich. Umso wichtiger ist es, dass es dort auch Leute wie mich gibt", sagt die Mutter dreier erwachsener Kinder, die im Bundestag dem Familienausschuss angehört, selbstbewusst. "In allen Frauenfragen sehe ich mich als jemand, die die Union positiv beeinflussen könnte."
Möllrings familien- und frauenpolitisches Engagement ist nicht zuletzt aus ihren eigenen Erfahrungen als berufstätige Mutter erwachsen: Verheiratet mit einem beruflich stark eingespannten Mann - dem derzeitigen niedersächsischen Finanzminister Hartmut Möllring (CDU) - und nicht mit aufopferungsvollen Eltern und Schwiegereltern gesegnet, musste die Anwältin für Familienrecht früh zusehen, wie sie Job und Kinder ohne familiäre Unterstützung unter einen Hut bekam.
Gelungen ist ihr das offensichtlich ziemlich gut: Dank Kindergarten, Tagesmutter, Babysittern - und einer gehörigen Portion Energie, Ehrgeiz und Organisationstalent. "Als mein erster Sohn unterwegs war, habe ich mich entschlossen zu promovieren, weil sich das gut verbinden ließ. Später habe ich dann in unserem Haus meine Kanzlei eröffnet, dadurch konnte ich berufstätig sein und war gleichzeitig für die Kinder immer ansprechbar."
Mit ihrem Lebensmodell, dessen Verwirklichung sie der nächsten Generation erleichtern möchte, ist Möllring nah dran an der Lebensrealität vieler junger Leute. Vielleicht ist das der Grund dafür, weshalb sie laut einer Emnid-Umfrage vom Oktober 2007 in ihrem Wahlkreis Gifhorn-Peine in der Gunst der Jüngeren deutlich vor ihrem prominenten Bundestagskollegen, dem SPD-Generalsekretär Hubertus Heil, lag, der 2005 dort das Direktmandat holte.
Dennoch wird sie bei der Bundestagswahl im September nicht wieder antreten: Nachdem sich der CDU-Kreisvorstand Gifhorn für die Europaabgeordnete Ewa Klamt als Bundestagskandidatin ausgesprochen hatte, verzichtete Möllring im Juni 2008 auf eine Kampfabstimmung um die Nominierung als Direktkandidatin. "CDU opfert ihre profilierte Frauenpolitikerin", kommentierte die "Hannoversche Allgemeine Zeitung" damals. Auch einen - ohnehin wenig aussichtsreichen - Platz auf der Landesliste schlug sie aus.
Die parteiinternen Niederlagen scheint Möllring ganz gut verkraftet zu haben. Zumal ihr bereits ein Jobangebot vorliegt: Für eine große Anwaltskanzlei wird sie eine Abteilung für Mediation aufbauen. Darauf freut sie sich schon. "Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne", zitiert sie den Dichter Hermann Hesse. Dass der bekannte Vers aus ihrem Mund mehr als nur ein Spruch ist - man glaubt es ihr sofort.