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Gültig ab: 29.09.2005 00:00
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Weblogs zur Auseinandersetzung nutzen

Bild: Jörg Tauss
Jörg Tauss, SPD.

Debatte: Politische Streitkultur und Wahlkampftrends 2005

Jörg Tauss, SPD

Immer wieder wird die Amerikanisierung der Politik und auch des Wahlkampfes beklagt, und kritische Stimmen warnen schon länger vor einem Verfall der politischen Debattenkultur. Mit den Weblogs kamen nun auch in Deutschland im Bundestagswahlkampf 2005 neue Formen der argumentativen politischen Auseinandersetzung hinzu – die „Blogosphäre“ im Internet.

In diesen Online-Tagebüchern, von denen es weltweit inzwischen Millionen gibt, findet sich unbestritten ein großer Anteil an „Informationsmüll“, aber auch Ansätze zu einem „partizipativen Journalismus und zu einer nachdenklichen Öffentlichkeit“ – so der Politikwissenschaftler Claus Leggewie. Während man sich vermutlich in den USA einen Wahlkampf ohne Blog kaum noch vorstellen kann, setzte die Politik in Deutschland erstmals in größerem Umfang auf diese Online-Tagebücher – die Zahl der bloggenden Politiker und Politikerinnen dürfte sich im Wahlkampf im dreistelligen Bereich bewegt haben.

Nun leben die Weblogs – die ja eben schon ein Stück weit auf „elektronischen Populismus“ und ein bisschen Persönliches, aber eben auch vertiefte Auseinandersetzung setzen – letztlich auch von Rede und Gegenrede in Form der Kommentarmöglichkeit und seiner Erwiderung. Ein wenig enttäuschend sind daher die Erfahrungen mit Blick auf die direkte Interaktion zwischen Blog-Autoren und Blog-Lesern – wenngleich sie auch sehr unterschiedlich sind. Die Möglichkeit des direkten Kommentierens wurde relativ wenig genutzt, während jedoch zahlreiche Mails sich auf Aussagen im Weblog bezogen und man bei so mancher Gelegenheit auch direkt auf das Online-Tagebuch angesprochen wurde.

In den Medien fanden die Blogs große Aufmerksamkeit, wobei sie nicht nur positiv wegkommen. Zwar steigt die Zahl der bloggenden Volksvertreter stetig – allein, so befand etwa das Handelsblatt, „die Masse der langweilenden Volksvertreter ist groß“. Entscheidend ist daher, wie man das Blog selbst versteht: als belangloses Palaver oder aber als vertiefte persönliche Auseinandersetzung und als Bezug auf andere Diskurse – beispielsweise in den Medien.

Foto: Deutscher Bundestag
Erschienen am 30. September 2005


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