Dass die Pfälzer gewisse Sprachprobleme haben, ist bekannt: Ein Menschenschlag, der sich Dinge "gedenkt" oder sie gar "gewisst" hat, der eine leckere "Grumbeersupp" isst oder die Einkäufe in einer "Draachedutt" verstaut, muss sich zwangsläufig schwer damit tun, neben dem Hochdeutschen eine weitere Fremdsprache zu erlernen. So ist es verständlich, dass die Bad Kreuznacher CDU-Abgeordnete Julia Klöckner sich entschieden gegen Anglizismen im Alltag zur Wehr setzt. In einem Positionspapier kritisiert sie, dass die Mehrheit der Bevölkerung englische Begriffe nicht verstehe und mit Formulierungen wie "Surf & Travel" oder "Service Point" nicht nur verwirrt, sondern auch ausgegrenzt werde.
Möglicherweise eine bittere Erfahrung, die Klöckner am eigenen Leib machen musste: Das Sommelier-Magazin, dessen Chefredakteurin sie ist, berichtet von einem Event namens "Pinot Noir Tasting" und einem "ProWein Guide", auf der CDU-Homepage können Artikel wie "eVergabe go!" nachgelesen werden und Unions-Fraktionschef Volker Kauder wirbt, ganz in der Nähe des "Who is who" der Fraktion, mit einem eigenen Podcast.
Grund genug, mit Laurenz Meyer, Gitta Connemann und Erika Steinbach in den Kampf für einen "sprachlichen Verbraucherschutz" zu ziehen.
Vielleicht gibts dafür ja bald Sponsorengelder: Besonders tragisch finden die Sprachretter nämlich, dass viele Menschen in diesem Land insbesondere Werbesprüche, die mit Angliszismen arbeiten, nicht verstehen. Für so viel Marketing-Unterstützung könnte die Bahn AG, die von Klöckner für zu viel Englisch-Einsatz bei ihrer Werbung gerügt wurde, nach dem Übersetzen der Slogans ruhig ein bisschen Geld locker machen - weil Kunden, die mehr verstehen, auch mehr kaufen. Oder sie hält sich an eine Pfälzer Gewissheit: dass jedes Spinnefieber wieder vorbei geht.