Schon vor Wochen, als die ersten Details bekannt wurden, gab es Protest. Jemand, der nur neun Tage deutsche Schulen besucht habe, könne die Situation nicht beurteilen, hieß es. Als der UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Bildung, Vernor Munoz, schließlich am 21. März vor dem UN-Menschenrechtsrat in Genf seinen endgültigen Bericht zur Schulsituation in Deutschland vorlegte, war das Echo bei den Bundestagsparteien geteilt.
Munoz kritisiert in seinem Bericht das dreigliedrige Schulsystem als zu wenig durchlässig und zu früh selektierend. Kinder aus sozial schwachen und ausländischen Familien sowie junge Behinderte würden benachteiligt. Zudem bemängelt er die unterschiedliche Schulorganisation in den 16 Bundesländern und die Lehrerausbildung. Die Vorsitzende des Bildungsausschusses, Ulla Burchardt (SPD), verwies in ihrer Reaktion auf den Bericht darauf, dass alle Studien bisher belegt hätten, dass "längeres gemeinsames Lernen" starke und schwache Schüler fördere. Die Fraktionen Die Linke und Bündnis 90/Die Grünen halten Munoz' Kritik für berechtigt. Es sei an der Zeit, "Gemeinschaftsschulen einzurichten, in denen Schüler besser und individuell gefördert werden", so Priska Hinz, bildungspolitische Sprecherin der Grünen. Auch Cornelia Hirsch, bildungspolitische Sprecherin der Linken, plädiert für eine "integrative Gemeinschaftsschule".
Union und FDP weisen die Kritik zurück. "Das dreigliedrige Schulsystem in Deutschland bietet genügend Durchlässigkeit", so Katherina Reiche, stellvertretende Fraktionsvorsitzende von CDU/CSU. Auch Patrick Meinhardt, bildungspolitischer Sprecher der FDP, sieht eine Einheitsschule nicht als Lösung an. Am 28. März werden die Abgeordneten im Bildungsausschuss über den Munoz-Bericht diskutieren.