Nichts auf die lange Bank schieben:
Josef Göppel (CDU/CSU).
© DBT/studio kohlmeier
Volles Programm im Parlament
MITTWOCH
Es regnet an diesem Morgen, aber der
Abgeordnete Josef Göppel kommt zu Fuß in den Bundestag.
15 Minuten frische Luft für den einstigen Förster aus dem
bayerischen Landkreis Ansbach. Das ist gut vor einem langen
Arbeitstag. Der beginnt nach kurzen Absprachen im Büro mit der
52. Sitzung des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und
Reaktorsicherheit. Josef Göppel, Jahrgang 1950, ist der Obmann
der CDU/CSU-Fraktion für diesen Ausschuss. Heißt, er
sollte über alles Bescheid wissen, was hier an jedem
Sitzungswochen-Mittwoch diskutiert und beraten wird. Viel Ausdauer
möchte man so einem Abgeordneten wünschen angesichts
einer Tagesordnung, die 23 Punkte umfasst, alle wichtig und einige
schwergewichtig. Um 11 Uhr wird der Bundesumweltminister, Sigmar
Gabriel, erwartet, der dem Ausschuss über die Klimakonferenz
in Bali im Dezember 2007 berichtet und über die Ergebnisse
einer epidemiologischen Studie zu Kinderkrebs in der Umgebung von
Atomkraftwerken. Außerdem steht das Nationale
Klimaschutzprogramm auf der Tagesordnung, ein Antrag befasst sich
mit der Frage, wie man Menschen vor Emissionen aus Laserdruckern,
Laserfax- und Kopiergeräten schützen kann, und es liegt
der Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Gentechnikgesetzes
vor. Wichtige Themen, von denen keines auf irgendeine lange Bank
geschoben gehört.
Elektronische Anzeigetafel mit
Sitzungszeiten der Ausschüsse
© DBT/studio kohlmeier
Klimaschutz, sagt Josef Göppel, stehe bei ihm ganz oben auf
der Liste der wichtigen Angelegenheiten. Er war in Bali dabei und
hat sich dort angehört und angeschaut, ob und wie die Umwelt
den Menschen und sein Handeln erträgt. Und was zu tun ist.
„Stellen Sie sich vor”, sagt der Abgeordnete,
„ich werde nachher zum Tagesordnungspunkt Wasserknappheit und
Dürre in der EU reden. 100 Millionen Menschen und 33 Prozent
des Gebietes der EU sind davon betroffen. Das muss man sich
eindringlich vor Augen führen. Wie wichtig zum Beispiel eine
engagierte deutsche Klimapolitik ist. Ich werde
drängen”, sagt er und lächelt. Einer, der 22 Jahre
Förster im Revierdienst war, weiß, was auf dem Spiel
steht, wenn Luft, Wasser, Wald nicht geschützt werden.
„Nur keine Zeit verlieren”, sagt Josef
Göppel.
Von Ausschuss zu Ausschuss: Halle des
Paul-Löbe-Hauses.
© DBT/studio kohlmeier
Nach dem Ausschuss wird er sich mit seinen Mitarbeitern
zusammensetzen und eine Liste weiterschreiben, die alle
Änderungswünsche zu bestehenden Kabinettsbeschlüssen
enthalten soll. Es wird eine lange und wichtige Liste. Um 15 Uhr
geht es dann weiter mit dem innerfraktionellen Arbeitskreis
Energie. Josef Göppel wird über Bali reden. Über
Bali und Europa und Deutschland und über die Luft, die der
Mensch zum Atmen braucht. Hier wie dort. Und am nächsten Tag
spricht er dann im Plenum darüber. Frei. „Ich liebe die
freie Rede. Außerdem komme ich vom Land, da muss man unter
schwierigsten Umständen frei reden. In einem großen
Bierzelt zum Beispiel.” Bierzelt ist nicht einfach. Aber 23
Tagesordnungspunkte in einer Ausschusssitzung — das klingt
ebenso nach Schwerstarbeit. Hoffentlich zumindest in einem guten
Klima. Damit sich was tut.
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Text: Kathrin Gerlof
Aktualisiert am 7. Juli 2008