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Informationen über dieses Dokument: Seitentitel: Architektur
Gültig ab: 10.06.2009 14:21
Autor: Dr. Sönke Petersen
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Architektur

Das von Christo und Jeanne-Claude verhüllte Reichstagsgebäude im Sommer 1995
Das von Christo und Jeanne-Claude verhüllte Reichstagsgebäude im Sommer 1995
© aif/Volz

Vier Mal Deutscher Bundestag

Wunderbar! Traumhaft! Millionen von Besuchern freuten sich im Juni und Juli 1995 über das vom Verhüllungskünstler Christo „eingepackte” Reichstagsgebäude in Berlin. Dabei war Christos Aktion im Bundestag zunächst heftig umstritten. Vehementen Befürwortern standen Kritiker gegenüber, die die Würde des künftigen Parlaments gefährdet sahen. In einer kontroversen Debatte stimmten schließlich 292 Abgeordnete für und 223 gegen die Verhüllung. Bedenken und Kritik verstummten, als der verhüllte Reichstag zum Publikumsmagneten und internationalen Großereignis wurde. Wochenlang herrschte auf dem Platz der Republik vor dem Reichstag fröhliche Volksfeststimmung.

Der verhüllte Reichstag war der Startschuss für den Umbau des altehrwürdigen Reichstagsgebäudes zum neuen alten Sitz des deutschen Parlaments. Mit der ehrgeizigen Aufgabe, der historischen Hülle des wilhelminischen Prachtbaus ein modernes Parlament einzupflanzen, wurde der britische Stararchitekt Sir Norman Foster beauftragt. Innerhalb von vier Jahren gelang ihm das Meisterwerk eines weltweit bewunderten Umbaus, zu dessen Krönung die gläserne Kuppel wurde. Sie wird im Jahr von rund drei Millionen Menschen besucht. Am April 1999 kehrte das Parlament von Bonn an seinen historischen Ort zurück. Das Reichstagsgebäude ist der vierte ständige Sitz des Bundestages seit seiner Erstkonstituierung im September 1949.

Von 1949 bis 1986 – also die weitaus längste Zeit – tagte der Bundestag im sogenannten Alten Plenarsaal, der 1949 in sechsmonatiger Bauzeit als Anbau an die Pädagogische Akademie in Bonn errichtet worden war. Kennzeichen des Plenarsaals waren unter anderem das schwarze Gestühl und die hohe Regierungsbank, zu der die Abgeordneten hinaufschauen mussten. Später wurde sie aus demokratischer Gesinnung tiefer gelegt.

Von 1986 bis 1992 diente das ehemalige Wasserwerk auf dem Bundeshausgelände in Bonn als Ersatzdomizil für den Bundestag. Der alte Plenarsaal war wegen zahlreicher Mängel zum Sicherheitsrisiko geworden. Der Plenarsaal im Wasserwerk war noch nicht einmal halb so groß wie sein Vorgänger, es herrschte eine fast familiäre Atmosphäre. In eine Plenarsitzung im Wasserwerk platzte am 9. November 1989 die Nachricht vom Fall der Mauer.

Von 1992 bis 1999 wurde das vom Stuttgarter Architekten Günter Behnisch konzipierte Plenargebäude neue Heimstatt des Bundestages. Der elegant-gläserne Bau mit Blick auf den Rhein fand große Zustimmung. Allerdings hatte die Geschichte ihn bereits überholt: Da der Bundestag den Umzug nach Berlin beschlossen hatte, konnte der Behnisch-Bau nur einen Übergang bedeuten.

Seit April 1999 tagt der Deutsche Bundestag im Reichstagsgebäude. Der gelungene Umbau des über 100 Jahre alten Gebäudes zum modernen Parlamentsbau sowie die Errichtung eines neuen Parlamentsviertels signalisieren, dass die Politik in Berlin angekommen ist. Provisorien gehören der Vergangenheit an.

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Text Dr. Sönke Petersen 
Erschienen am 12. Juni 2009


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