In den Debatten über die Altersteilzeit beziehen sich viele Parlamentarier auf eine Ihrer Studien. Was haben Sie herausgefunden?
Die Altersteilzeit ist sehr beliebt. Ende 2008 nutzte jeder sechste sozialversicherungspflichtig Beschäftigte im Alter von 55 bis 64 Jahren dieses Modell. Aber nur ein Drittel dieser Arbeitnehmer wurde von der Bundesagentur für Arbeit (BA) direkt gefördert, weil für den Älteren, der geht, ein Jüngerer oder Arbeitsloser eingestellt wurde. Es kam also nur bei einem Drittel der Fälle tatsächlich zu Wiederbesetzungen. In zwei Drittel der Fälle verzichten die Unternehmen auf die Förderung und nutzen das Modell, um sozialverträglich Stellen abzubauen oder ihre Belegschaften zu verjüngen.
Die Regelung sollte Arbeitnehmern, die schwer körperlich arbeiten, einen früheren Ruhestand ermöglichen. Ist das gelungen?
Nur zum Teil, denn diese Berufsgruppen wurden kaum erreicht. Die Hälfte der Frauen, die Altersteilzeit nutzen, arbeiten als Bank- oder Versicherungskaufleute beziehungsweise Bürofach- und Bürohilfskräfte. Bei den Männern liegen ebenfalls die Büroberufe vorn, dann folgen die Techniker und Ingenieure. Und: Es sind überwiegend Gutverdiener, die das Modell nutzen. Denn Altersteilzeit muss man sich auch leisten können.
Hat die Förderung also die politischen Ziele erreicht?
Nein, nach meinen Untersuchungen nicht. Denn Ziel war es ja auch, älteren Arbeitnehmern den gleitenden Übergang in die Rente zu ermöglichen und damit die Arbeitsbelastung bis zur Rente zu reduzieren. Aber die Altersteilzeit ist meist keine echte Teilzeit. Denn 2008 wählten 88 Prozent der direkt Geförderten das Blockmodell. Das bedeutet: Sie arbeiten in der ersten Hälfte ihrer Altersteilzeitphase voll und werden in der zweiten Hälfte dann freigestellt.
Macht eine Verlängerung der Ende des Jahres auslaufenden Regelungen in Ihren Augen Sinn?
So wie das Modell jetzt läuft: Nein. Denn die Altersteilzeit dient vorrangig zur Verkürzung der Lebensarbeitszeit. Wenn überhaupt, müsste man die Altersteilzeit auf belastete Beschäftigte beschränken und die Arbeitszeiten sollten flexibler gestaltet werden. Schließlich ist es in einer älter werdenden Gesellschaft gut, wenn die Mitarbeiter länger in den Betrieben gehalten werden. Hier müssen die Unternehmen generell umdenken. Die Altersteilzeit in der jetzigen Form reduziert den Druck auf Unternehmen, Konzepte für altersgerechtes Arbeiten zu entwickeln.
Woran denken Sie da?
Es geht darum, Bedingungen zu schaffen, dass Ältere auch bis an die Ruhestandsgrenze arbeiten können. Ich denke da etwa an Weiterbildungen, die auch gefördert werden könnten oder an betriebliche Gesundheitsförderung.
Die Fragen stellte
Michaela Hoffmann.