Jahrzehnte lang ging das bekannteste Werk des Bildhauers Ludwig Gies (1887-1966) durch die Medien, ohne dass es als Kunstwerk gesehen wurde. Vor ihm sprachen bedeutende Parlamentarier, Konrad Adenauer und Willy Brandt, Helmut Schmidt und Helmut Kohl. Unter seinen Federn wurde bundesdeutsche Politik gemacht - der Gipsadler war das Symbol des neuen Parlamentarismus der Nachkriegszeit. Gies, der zu den wichtigsten Expressionisten in Deutschland zählt, schuf den Bundesadler 1953 im Auftrag des Bundestages.
Seine künstlerisch bedeutendsten Werke wie das große, sich krümmende Holzkruzifix für den Lübecker Dom, schuf er in den 30er Jahren. Die Nationalsozialisten diffamierten und verfolgten ihn als „entartet“, Gies verlor sein Lehramt an der Berliner Akademie der Bildenden Künste und wurde aus der Preußischen Akademie der Künste ausgeschlossen.
Nach dem Krieg setzte Gies seine Karriere fort, wurde Professor für Bildhauerei in Köln. 1957 erhielt er das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik. Er starb 1966.
Sein Adler wurde das Symbol für den Bundestag. Nicht zu verwechseln ist er mit dem Bundesadler, den es in verschiedenen Ausführungen etwa auf Münzen gibt.