Sanierungen, Neubauten, Denkmäler
Sieht man derzeit von der Reichstagskuppel hinab ins
Parlamentsviertel, fallen die vielen Kräne auf, die von
zahlreichen Bauvorhaben künden. Sanierungen, Neubauten,
Denkmäler - rund um den Reichstag tut sich einiges.
Das Gebäude in unmittelbarer Nähe zum Reichstag
beherbergt bislang die Parlamentsbibliothek und den
Wissenschaftlichen Dienst des Bundestages. In einem Erweiterungsbau
werden 350 Büros für Abgeordnete und Bundestagsverwaltung
geschaffen. Das Marie-Elisabeth-Lüders-Haus soll bis an die
Luisenstraße herangeführt werden. Eine große
Freitreppe, einen elfgeschossigen Turm sowie einen
Veranstaltungssaal für 2 000 Personen will der Architekt
Stephan Braunfels in den Anbau integrieren. 198 Millionen Euro sind
dafür veranschlagt. Die Bauarbeiten sollen im Sommer 2009
beginnen.
Für 175 Millionen Euro soll das Innenministerium einen
Neubau bekommen. Momentan sitzen Bundesinnenminister Wolfgang
Schäuble und seine Mitarbeiter noch in Alt-Moabit, ab 2014
werden sie das Kanzleramt im Blick haben. Das neue Innenministerium
soll in sieben Jahren auf dem Moabiter Werder, also in Sichtweite
des Kanzleramtes und in Laufweite des Hauptbahnhofs, stehen. Das
Berliner Architektenbüro Ivan Reimann und Thomas Müller
plant einen treppenartigen Bau mit vier bis sechs Geschossen in
heller Natursteinfassade.
Das teuerste Projekt seit der Wende entsteht momentan am Rande
des Parlamentsviertels, in der Chausseestraße auf dem
Gelände des einstigen Stadions der Weltjugend. 4 500
Mitarbeiter des Bundesnachrichtendienstes ziehen für
geschätzte 1,5 Milliarden Euro vom bayerischen Pullach in die
Hauptstadt. Die ersten Baumaßnahmen laufen bereits. Architekt
Jan Kleinhues will auf dem 10 Hektar großen Gelände 2
800 Räume und 300 000 Quadratmeter Geschossfläche
schaffen.
500 000 Sinti und Roma wurden zwischen 1933 und 1945 im
Nationalsozialismus ermordet. Daran soll demnächst ein Mahnmal
des israelischen Künstlers Dani Karavan auf der Wiese
südlich des Reichtages erinnern: Ein kreisrundes Wasserbecken,
darin ein stelenhafter schwarzer Stein in Triangelform. Er
symbolisiert die Kennzeichnung, welche Sinti und Roma in den
Konzentrationslagern zu tragen gezwungen waren. Auf dem Stein soll
eine Blüte liegen. Mehr als sechs Jahre wurde über das 2
Millionen Euro teure Projekt diskutiert, vor allem die Frage einer
Inschrift war strittig. Eine Chronologie des Völkermordes soll
nun am Denkmal die Leidensgeschichte der Sinti und Roma
verdeutlichen.
Eine einzelne graue Stele steht am südlichen Rand des
Tiergartens, gegenüber des Holocaust-Mahnmals. Der geneigte
Betonquader ist das Denkmal für die homosexuellen Opfer des
Naziregimes und soll an die rund 50 000 homosexuellen Opfer
erinnern, die im Dritten Reich verurteilt wurden. Zwischen 10 000
und 15 000 von ihnen wurden in Konzentrationslager verschleppt. Im
Inneren der Stele wird ein Kurzfilm gezeigt werden. Das Land Berlin
stellte das Grundstück im Tiergarten zur Verfügung, der
Bund gab 60 000 Euro zur Finanzierung.
In wenigen Monaten wird US-Botschafter William R. Timken mit
allen Mitarbeitern das neue Botschaftsgebäude am Pariser Platz
beziehen. Das 120 Millionen US-Dollar teure Gebäude ist nach
vier Jahren Bauzeit in die Nachbarschaft der britischen, russischen
und französischen Botschaften gezogen. Gekrönt wird die
Vertretung von einem Glaspavillon, der mit der Quadriga des
Brandenburger Tors und der Reichstagskuppel korrespondieren
soll.
Der Neubau des Bauministeriums wurde 1999 für 45 Millionen Euro fertig gestellt, aber erste Nachbesserungen sind fällig. Mängel beim Brandschutz, in der Statik und bei der Klima-Gebäudetechnik müssen beseitigt werden. Die Sanierungskosten belaufen sich auf 25 Millionen Euro. 340 Mitarbeiter müssen während der Arbeiten aus dem Neubau in der Invalidenstraße am Randes des Parlamentsviertels in andere Gebäude ziehen.