Wolfgang Hetzer, Generaldirektor des Europäischen Amts für Betrugsbekämpfung, im Interview mit der Wochenzeitung "Das Parlament"
Für die Einführung eines Unternehmensstrafrechts in Deutschland setzt sich Wolfgang Hetzer ein. Dies sei längst überfällig und aus „purem Dogmatismus“ nicht eingeführt, erklärt der Jurist und Berater des Generaldirektors von OLAF, dem Europäischen Amt für Betrugsbekämpfung in Brüssel.
In Anbetracht der weltweiten Finanzkrise fordert er weiter, dass die Bankvorstände „persönlich haften“ müssten. „Verbrechen darf sich nicht lohnen und Versagertum nicht rechnen, diese Maxime muss endlich umgesetzt werden“, betont er. Zur Organisierten Kriminalität erklärt er, dass diese nicht nur mit der Mafia in Verbindung gebracht werden dürfe. Angesichts der Höhe der in der EU und in den öffentlichen Haushalten zur Verfügung stehenden Mittel sei es viel lukrativer, in öffentliche Kassen zu greifen.
Die Organisierte Kriminalität hat nach den Worten des Betrugsbekämpfers in den letzten Jahren „mehrere qualitative Sprünge“ gemacht. „Ihre Vertreter greifen zu kaufmännischen Kalkulationen und identifizieren die höchsten Gewinnspannen und geringsten Risiken dabei mit unternehmerischer Weitsicht“, so Hetzer. Kartellabsprachen bezeichnet er als hohe Form der mafiaähnlichen Organisierten Kriminalität.