Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit befragte Fachleute
Prof. Dr. Suman Sahai vom International Assessment of Agricultural
Knowledge, Science and
Technology for Development (IAASTD) verwies auf Erfahrungen
aus Indien. Dort sei beim Bau von Verbindungsstraßen vom Land
in die Stadt auf die Empfehlungen der dort lebenden Stämme
eingegangen worden. Gleiches sei beim Bau eines großen
Staudammes passiert.
"Auf dem falschen Fuß erwischt"
"Ein externer Ingenieur kann niemals das Wissen der Einheimischen vor Ort ersetzen“, so Sahai, die den "integrativen Ansatz“ im Bericht des Weltagrarrates zur ländlichen Entwicklung begrüßte. Demnach dürfe es nicht nur um die Erhöhung der Produktivität der Bauern gehen, sondern auch um deren Ernährung, Bildung, die Infrastruktur und die Gesundheit: "Die besten Programme sind nutzlos, wenn die Menschen krank werden.“
Von Intensivierungsanreizen bei der ländlichen Entwicklung
angesichts steigender Agrarpreise sprach Prof. Dr. Theo
Rauch vom Institut für Geographische Wissenschaften
in Berlin. Rauch stellte jedoch fest: "Wir werden von der
Entwicklung auf dem falschen Fuß erwischt.“
Männer würden vielfach in die Städte gehen, da dort
ein besseres Einkommen zu erzielen sei. Die Landwirtschaft
müsse vielfach von Frauen und Kindern bewältigt werden.
Auf dieses Problem hatte auch Prof. Sahai verwiesen, die forderte,
das "Prestige“ für Berufe in ländlichen Bereichen
zu stärken.
Leitbild bei der ländlichen Entwicklung könne nicht der Kleinbauer sein, sagte Michael Brüntrup vom Deutschen Institut für Entwicklungspolitik in Bonn. Aus seiner Sicht biete dies "keine Perspektive“, da Kleinbauern auf dem Markt nicht bestehen könnten. Große Zukunft hingegen hätten Familienbetriebe, die kommerziell orientiert sind.
Grundsätzlich sei es schwierig, allgemeine Empfehlungen
für die ländliche Entwicklung zu geben, so Brüntrup,
da es oft "starke kulturelle Eigenheiten und Diversität“
gebe. Nötig seien daher "standortspezifische
Lösungsansätze“, die gemeinsam mit der
ländlichen Bevölkerung erarbeitet und umgesetzt werden
müssten.
Auf die Bedeutung eines "Landrechtes“ im Rahmen des traditionellen Gefüges verwies Ides de Willebois vom International Fund for Agricultural Development (IFAD). Seine Organisation, so de Willebois, biete Finanzdienstleistungen für ländliche Regionen an, um den Kauf von Düngemitteln, Transportmöglichkeiten und Bewässerungsanlagen zu gewährleisten.
Im Jahre 2006 hätten die Industrienationen 300 Milliarden
Dollar für Entwicklungsländer zur Verfügung
gestellt. Die IFAD sorge dafür, dass dieses Geld dort auch
ankommt. Dabei sehe man in Bauernverbänden wichtige Partner,
die einen Beitrag zu mehr Demokratie und "Good Governance“ leisten könnten.
Gegen eine weitere Liberalisierung des Agrarmarktes wandte sich
Dr. Bernhard Walter von "Brot
für die Welt". Wie auch der Evangelische Entwicklungsdienst
und das Hilfswerk Misereor sei man der Ansicht, dass dies weder zur
ländlichen Entwicklung noch zur Lösung der
Hungerproblematik beitrage. Vielmehr müssten die
EU-Exportsubventionen für Agrarprodukte beendet und es
müsse eine Wende in der europäischen Agrarpolitik
herbeigeführt werden.
Liste der eingeladenen Sachverständigen
Michael Brüntrup, Deutsches Institut für
Entwicklungspolitik (DIE), Bonn
Kevin Cleaver, Assistant President for Programme
Department, Internationaler Fonds für Landwirtschaftliche
Entwicklung (IFAD)
Prof. Dr. Theo Rauch, Institut für
Geographische Wissenschaften, Fachrichtung Anthropogeographie,
Berlin
Prof. Dr. Suman Sahai, International Assessment of
Agricultural Knowledge, Science and Technology for Development
(IAASTD)
Wilhelm Thees, Bischöfliches Hilfswerk,
MISEREOR e.V., Aachen
Dr. Bernhard Walter, Brot für die Welt,
Stuttgart