Wechsel im Vorsitz der Kinderkommission des Bundestages
Diana Golze (Die Linke) hat die Leitung der Kinderkommission des Deutschen Bundestages am Mittwoch, dem 21. Januar 2009, an Ekin Deligöz (Bündnis 90/Die Grünen) übergeben. Der Vorsitz in der fünfköpfigen Kommission wechselt alle neun Monate. Ekin Deligöz versprach, die Kommissionsmitglieder würden auch weiterhin die Interessen der Kinder nach außen vertreten und als "Lobbyisten der Kinder“ auftreten.
Die Kinderkommission gibt es seit 20 Jahren. Jede Fraktion
entsendet ein Mitglied und ein stellvertretendes Mitglied in die
Kommission, die dem Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen
und Jugend angegliedert ist. Deligöz nannte drei Schwerpunkte
für die Dauer ihrer Amtszeit.
Zum einen geht es ihr um die "frühen Hilfen“: Kinder hätte das Recht und müssten auch die Möglichkeit zu gesunder körperlicher und seelischer Entwicklung haben. Dies setze voraus, dass die erforderliche Infrastruktur und Qualität in den Einrichtungen für Kinder vorhanden ist.
"Wir müssen Überzeugungsarbeit leisten, in die
frühen Hilfen zu investieren“, sagte die neue
Vorsitzende. Dazu werde man mit Erzieherinnen, Hebammen und der
Jugendhilfe reden. "Die besten Gesetze bringen nichts, wenn sie
nicht eingehalten werden“, so die Abgeordnete.
Als zweiten Schwerpunkt nannte Deligöz die Elementarbildung und Frühförderung, den Ausbau der Kinderbetreuung in Deutschland. In fast allen Bundesländern gebe es Bildungs- und Entwicklungspläne, es mangele aber an den Kapazitäten, um diese Pläne auch umsetzen zu können.
Den dritten Schwerpunkt bildeten Verbraucherschutz und
Ernährung, die Qualität der Lebensmittel und die
Essgewohnheiten. Dazu zählten auch Mittagessen-Angebote in
Kindergärten, Kindertagesstätten und Schulen.
Die Kommission werde unter ihrer Leitung nicht nur im Parlament tagen, sondern auch Projekte besuchen, um die eigenen Vorschläge besser nach außen zu tragen. "An der Gegenwart der Kinder muss sich die Zukunftsfähigkeit der Gesellschaft messen lassen“, betonte Deligöz.
Ein Dauerthema bleibe der Kinderlärm. "Wir müssen in
diesem Bereich tätig werden, weil es ein Konfliktfeld“
ist, so die Abgeordnete. Solche Konflikte einfach zu verbieten,
würde aus ihrer Sicht bedeuten, sie nicht zu lösen.
Die Kommission müsse zwischen Menschen, Generationen und Interessen vermitteln, allerdings parteiisch für die Kinder. "Wir haben das Recht und die Pflicht, Rahmenbedingungen zu gewährleisten, damit Kinder eine Kindheit haben können“, sagte Deligöz.
Die scheidende Vorsitzende Diana Golze blickte auf die Schwerpunkte
ihrer Amtszeit zurück: die Selbst- und Mitbestimmungsrechte
der Kinder und Jugendlichen, die Kinderarmut, zu der es eine viel
beachtete Anhörung im Parlament gab, und die Kinder- und
Jugendhilfe mit der Sozialarbeit.
Beim ersten Thema sei es darum gegangen klarzustellen, dass Kinder eigenständige Persönlichkeiten mit eigenständigen Rechten sind. "Wir haben vor, die Kinderrechte ins Grundgesetz zu bekommen“, sagte Golze. Kinder hätten ein Recht auf mehr als das, wozu ihre Eltern verpflichtet sind.
Zum Thema Kinderarmut sagte sie, es müssten
Dienstleistungsangebote für Kinder zur Verfügung gestellt
werden, um dieses Problem in den Griff zu bekommen. Dennoch gebe es
Dinge, die die Kinderkommission nicht erreichen könne: mehr
Ferien oder mehr Taschengeld beispielsweise.