Fachleute äußerten sich zu Perspektiven erneuerbarer Energien in Afrika
Im Ausbau erneuerbarer Energien liegt ein enormes Potenzial für die Armutsbekämpfung in Afrika. Darin waren sich Sachverständige am 28. Januar 2009 in einer öffentlichen Anhörung des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung einig. Gegenwärtig haben nur acht Prozent der ländlichen Bevölkerung und 51 Prozent der städtischen Bevölkerung in Subsahara-Afrika überhaupt Zugang zu Energie.
Auch ist Afrika, obwohl es nur einen geringen Anteil an den
weltweiten Kohlendioxidemmissionen hat, nach Auffassung der
Experten von den Auswirkungen des Klimawandels extrem betroffen.
Erneuerbare Energien spielen in Afrika dennoch bisher kaum eine
Rolle.
Rund 50 Prozent aus Biomasse
Wie Paul Suding von der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) in Kairo erklärte, wird der Primärenergieverbrauch in Afrika heute zu rund 50 Prozent aus Biomasse gedeckt. Die andere Hälfte stamme aus fossilen Energieträgern wie Öl, Kohle und Gas. Dabei, so Suding, sei „überall in Afrika mindestens eine Erneuerbare-Energien-Ressource reichhaltig verfügbar“. Solarenergie gebe es fast überall, auch Wind und Wasserkraft seien vorhanden.
„Eine gesicherte Energieversorgung ist eine zentrale
Voraussetzung für die wirtschaftliche Entwicklung“,
betonte Bruno Wenn von der Kreditanstalt für
Wiederaufbau (KfW). „Wenn es keine Energie gibt, dann
können Krankenstationen, Krankenhäuser und Pumpen, die
für die Wasserversorgung notwendig sind, nicht betrieben
werden.“
"Belastung für Frauen und Kinder"
Tatsache sei jedoch, dass sich Afrika in einer massiven Energiekrise befinde, besonders auf dem Land. Dreiviertel der Energieversorgung Afrikas basiere auf Biomasse, die durch Holz sichergestellt werde. „Das ist eine erhebliche Belastung vorwiegend für Frauen und Kinder, die immer mehr Zeit aufwenden müssen, um Holz aufzutreiben.“
Gleichzeitig steige bei weiterhin hohem Bevölkerungswachstum
der Nutzungsdruck auf die knappen Ressourcen. „Das ist ein
riesiges Problem“, so Wenn. Schätzungen zufolge
müssten in den kommenden zwölf Jahren 50 Milliarden
US-Dollar pro Jahr in die zentrale Energieversorgung Afrikas
investiert werden.
"Krise als Chance"
„Darin liegt aber auch eine große Chance“, sagte Wenn. „Wir können diese Krise dazu nutzen, um einen völlig anderen, viel umweltverträglicheren und viel weniger krisenanfälligeren Energiepfad einzuschlagen, ohne die hohe Abhängigkeit vom Öl und den damit verbundenen Preisschwankungen.“
Prof. Dieter Holm von der International Solar
Energy Society (ISES) in Südafrika betonte, erneuerbare
Energien seien „die ultimative Waffe“ für eine
künftige umfassende Beteiligung der Bürger an der
Gesellschaft. Diese Beteiligung führe zu mehr Freiheit,
Gleichheit, Demokratie und Wohlstand.
"Solarenergie für den Export"
Afrika, sagte er weiter, verfüge über 95 Prozent der weltbesten Wintersonnenschein-Regionen. Es könne demnach 95 Prozent der weltweiten Solarenergie erzeugen – „für seinen eigenen Verbrauch plus einen guten Überschuss für den Export“.
Dass Afrika auf dem Gebiet der erneuerbaren Energien dennoch so
zurückhaltend sei, führte Holm nicht auf den Mangel an
Geld, Arbeitskraft oder Technik zurück, sondern auf einen
„Mangel an politischem Willen“. Auch sei vielen
privaten Investoren das Risiko zu groß angesichts der
politischen und wirtschaftlichen Instabilitäten in vielen
Ländern Afrikas.
Enormes Risiko bei privatem Engagement
Bruno Wenn ergänzte, die Strukturen auf dem afrikanischen Energiemarkt seien überaus stark auf die konventionellen Energien ausgerichtet. Es gebe kaum gesetzliche Regelungen, etwa für Einspeisevergütungen. Zudem würden konventionelle Energien in hohem Maße subventioniert. „Wer sich hier im privaten Sektor engagiert, geht ein enormes Risiko ein“, so Wenn.