Sportausschuss zum Meinungsaustausch bei Bundespräsident Köhler
Ob Behindertensport oder Schulsport, „duale Karriere“ von Spitzensportlern oder Sportstättenbau: Bundespräsident Prof. Dr. Horst Köhler und der Sportausschusses des Deutschen Bundestages sind sich in wesentlichen sportpolitischen Fragen einig. Das ergab ein Gespräch, das der Ausschuss auf Einladung des Präsidenten am 28. Januar 2009 im Schloss Bellevue führte. Der Vorsitzende des Sportausschusses, Dr. Peter Danckert (SPD), fasst die Ergebnisse des Meinungsaustauschs im Interview zusammen.
Was war der Anlass für den Besuch des Sportausschusses
beim Bundespräsidenten?
Wir haben bei den Paralympics in Peking verabredet, dass wir uns im Schloss Bellevue treffen. Dabei hat uns der Präsident den Eindruck vermittelt, dass er – auch als sportlicher interessierter Mensch – den hohen Stellenwert des Sports anerkennt und überall da, wo er kraft seines Amtes Einfluss nehmen kann, die Fahne des Sports hoch hält und sich persönlich engagiert. Das gilt in besonderer Weise auch für Menschen mit Behinderung. Das ist ihm wirklich eine Herzensangelegenheit. Und da das in gleicher Weise ein Anliegen des Sportausschusses ist, haben wir uns verständigt, dass auch bei der Förderung des Behindertensports ein großer Akzent gesetzt werden muss.
Welche weiteren Anliegen haben Sie
angesprochen?
Die Abgeordnete Dagmar Freitag machte den Präsidenten auf unser gemeinsames Anliegen der „dualen Karriere“ aufmerksam, also dass man sich nicht nur für die Förderung der Spitzensportler in ihrer aktiven Zeit einsetzt, sondern den Sportlern auch einen beruflichen Einstieg ermöglicht. Das fängt bei der Ausbildung an, vor allem im universitären Bereich. Wir stellen immer wieder fest, dass den Sportlern trotz der Bekenntnisse der Hochschulen im Einzelfall Schwierigkeiten gemacht werden, etwa beim Schreiben von Klausuren. Die Spitzensportler wollen keine Sonderbehandlung im Sinne eines Bonus als Spitzensportler, aber man sollte auch etwas mehr Rücksicht auf ihren Trainingsablauf nehmen. Da hat der Präsident Unterstützung zugesagt.
Kam auch der Schulsport zur Sprache?
Ja. Aus unserer, aber auch aus Sicht des Bundespräsidenten hat sich bedauerlicherweise immer noch nicht herumgesprochen, welche bedeutende Rolle der Schulsport im Alltag der Schule spielen kann. Die Eltern dringen immer wieder darauf, dass die Sportstunde ausfallen soll und gleich auch noch die Musikstunde. Wir waren uns einig, und das ist auch wissenschaftlich bewiesen, dass Schülerinnen und Schüler, die sportlich fit und aktiv sind – das gewährleistet im Grunde die tägliche Sportstunde –, sich in ihren geistigen Fähigkeiten besser entwickeln. Untersuchungen haben gezeigt, dass zu einem hohen Prozentsatz Kinder, die täglich Sport treiben, nicht nur gesünder, sondern auch geistig aufnahmefähiger sind. Auch da hat der Bundespräsident seine Unterstützung zugesagt.
Der Präsident legt ja selbst jedes Jahr das Sportabzeichen
ab.
Auch wir im Sportausschuss haben seit einigen Jahren die Tradition, gemeinsam das Sportabzeichen abzulegen. Wir haben verabredet, dass wir das Sportabzeichen in diesem Jahr gemeinsam im Olympiastadion ablegen wollen, wenn es die Terminlage zulässt. Das ist nicht nur für beide Seiten ein großartiges Erlebnis, sondern würde auch in der Öffentlichkeit deutlich machen, welche Rolle das Sportabzeichen für die Fitness der Menschen in jeder Lebenslage, in jedem Alter spielt. Das fängt in jungen Jahren an mit dem Bronze-Sportabzeichen, später ist es dann mit abgestuften Anforderungen das Große Sportabzeichen. Wenn man das fünf Mal ablegt, so wie ich vergangenes Jahr, erhält man das Goldene Sportabzeichen.
Sportler brauchen Sportstätten...
... und deshalb wir auch über das Konjunkturprogramm gesprochen. Wir haben festgestellt, dass das Konjunkturpaket II auch für den Bau von Sportstätten, sowohl für Schulen als auch für Vereine und vor allem für Kommunen eine wesentliche Unterstützung bedeutet. Mit diesem Konjunkturprogramm können wir zwei Dinge beheben: Wir können Arbeitsplätze schaffen oder halten und eben auch auf Dauer für die Menschen verbesserte Sportanlagen zur Verfügung stellen.
Inwieweit ist dabei das Verhältnis von Bund und
Ländern tangiert?
Gerade im Bereich von Bildung und Sport achten die Länder aufgrund der sehr starren Regeln, die mit der letzten Grundgesetzänderung eingeführt worden sind, darauf, dass der Bund ihnen dort, wo sie allein zuständig sind, keine Mittel zur Verfügung stellt oder gar aufdrängt. Wir hatten den Eindruck, dass der Bundespräsident eine ähnliche Meinung vertritt wie wir, dass es bei gesellschaftlich wichtigen Aufgaben, die mit Bildung zu tun haben, nicht vorteilhaft ist zu sagen: Das machen die einen, das machen die anderen. Bei den knappen verfügbaren Ressourcen müssen wir zusammenarbeiten, im Interesse des Sports und der Bildung allgemein.