Unterausschuss sprach mit Gästen über Ehrenamt und Vergütungen
Finanzielle Zuwendungen unterschiedlichster Art für freiwilliges Engagement gefährden, so der Vorsitzende Dr. Michael Bürsch (SPD), das bisherige Image vom "Reinheitsgebot bürgerschaftlichen Engagements". Grund genug für den Unterausschuss Bürgerschaftliches Engagement des Familienausschusses, am 25. März 2009 zwei Sachverständige einzuladen, um über die Realität im Umgang mit „monetären“ Zuwendungen für Freiwillige in gemeinnützigen Organisationen zu berichten und „Eckpfeiler“ für eine Arbeit zu finden, die eigentlich unbezahlbar ist.
Dr. Eugen Baldas, beim Deutschen Caritasverband
zuständig für Gemeindecaritas und
Engagementförderung, gab am Beispiel seiner Organisation einen
Überblick über das Verhältnis hauptamtlichen und
freiwilligen Engagements (rund 80 Prozent sind Frauen), über
notwendige finanzielle Unterschiede bei der Mitarbeit und über
die Probleme, eine steigende Zahl sozial schwächerer
Engagierter einzubinden.
"Das Zahlenverhältnis bedeutet aber nicht, dass auf jeden Hauptamtlichen ein Freiwilliger kommt", erklärte Baldas. In manchen Feldern gebe es viel oder ausreichend freiwilliges Engagement, in anderen fehle es jedoch an Kandidaten oder Kandidatinnen mit der erforderlichen Fachkompetenz. Das Finanzielle spiele dabei keine signifikante Rolle: Aus Befragungen gehe hervor, dass ein Engagement nicht automatisch an Vergütungserwartungen gekoppelt sei.
Knapp sechzig Prozent hielten die geltenden
Aufwandsentschädigungen für ausreichend, für zwanzig
Prozent seien sie zu niedrig und für ebenso viele sei dies
„ohne Belang“. Dem widerspreche aber nicht, dass
qualifizierte Hartz-IV-Empfänger völlig legitim ein
„Schuhsohlengeld“ erwarten dürften, wenn sie im
Rahmen ihres Engagements viel mehr unterwegs seien und deshalb
– anders, als wenn sie zuhause säßen –
"keine abgelaufenen Hacken" hätten.
Klarheit forderte Baldas zu Begrifflichkeiten wie dem
„bezahlten Ehrenamt“ – was es nicht gebe.
Stattdessen gebe es aber etwa mit dem
„Generationsübergreifenden Freiwilligendienst" (GFD) ein
Programm, das mit einem Taschengeld und der Bereitstellung einer
Monatskarte für den öffentlichen Personennahverkehr
für Studenten, Arbeitslose, Migranten und Personen mit
geringer Rente eine „monetäre Anerkennung“
bereithalte.
Licht auf die Grauzonen werfen
Dr. Ansgar Klein vom Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement (BBE) bestätigte und ergänzte in seinen Ausführungen die Darstellung Baldas'. Angesichts der vielen unterschiedlichen Ansätze und Erwartungen anbürgerschaftliches Engagement plädierte Klein dafür, „Ungleiches auch ungleich zu behandeln“.
Er begrüßte die Idee, durch Festlegung bestimmter
Leistungen Eckpunkte für Ehrenämter und
bürgerschaftliches Engagement zu definieren. Derzeit gebe es
aber sowohl die „Realität“ eines Engagements in
der vorgestellte klaren Abgrenzung von „ehrenamtlich –
hauptamtlich – nebenamtlich“ als auch die ebenfalls im
Ausschuss angeführte „Lohnersatzleistung“, etwa
bei den Freiwilligen Feuerwehren.
Generell gelte es, die Gefährdung des Engagements im Auge zu
behalten und gelegentlich auch gegenzusteuern. Das gelte etwa
für die Entwicklung, bestimmte Bereiche in gemeinnützigen
Organisatinen mit Ein-Euro-Jobs abzudecken. Dies schade dem
Eigensinn des engagements und nutze den Ein-Euro-Jobbern wenig, da
sie teilweise als Hilfsarbeiter eingesetzt würden und von
innerbetrieblichen Maßnahmen abgekoppelt seien.