Aufstockung des Fördervolumens war Thema im Wirtschaftsausschuss
Die Umweltprämie als Instrument der Wirtschaftsförderung ist unter Experten umstritten. In einer Anhörung des Ausschusses für Wirtschaft und Technologie am Mittwoch, dem 13. Mai 2009, zum Entwurf zur Änderung des Gesetzes zur Errichtung eines Sondervermögens „Investitions- und Tilgungsfonds“ lobten Autohersteller, Kfz-Gewerbe und Gewerkschaft die bei einem Neuwagenkauf für die Verschrottung des Altautos gezahlte Abwrackprämie von 2.500 Euro. Kritik kam von Umweltorganisationen, die jede ökologische Wirkung vermissten. Mit dem Gesetzentwurf sollen die zur Verfügung gestellten Mittel für die Abwrackprämie von 1,5 auf 5 Milliarden Euro erhöht werden. Finanziert werden soll dies über eine höhere Schuldenaufnahme des „Investitions- und Tilgungsfonds“.
Klaus Bräunig vom Verband der
Automobilindustrie erklärte zu dem Gesetzentwurf (
16/12662), die Prämie habe sich für
viele Unternehmen in der Automobilindustrie bewährt, um die
Krise abzufedern und den Autoabsatz im Inland deutlich anzukurbeln.
So sei der deutsche Pkw-Markt von Januar bis April dieses Jahres um
18 Prozent auf knapp 1,25 Millionen Einheiten gewachsen.
Das entspreche einem Mehrabsatz von gut 200.000 Autos im Vergleich
zum Vorjahreszeitraum.
Die Umweltprämie sei ein „Jobmotor“, weil sie
Arbeitsplätze bei Herstellern, Zulieferern und Händlern
in Deutschland sichere. Angekündigte Kurzarbeit sei in einigen
Unternehmen wieder aufgehoben worden. Der immer wieder kritisierte
Mitnahmeeffekt liege bei gerade mal elf Prozent.
Außerdem helfe die Umweltprämie, Kohlendioxid
einzusparen. Bräunig wies aber darauf hin, dass die Lage im
Nutzfahrzeugbereich dramatischer werde. Viele Spediteure
bekämen keine Finanzierung für neue Lastkraftwagen.
Babette Fröhlich von der Industriegewerkschaft Metall bestätigte, dass es im Kleinwagenbereich eine große Nachfrage gebe. Dafür gebe es aber Kurzarbeit im Bereich der Mittel- und Oberklasse, wo sich die Prämie nicht auswirke. Insgesamt geht die Gewerkschaft aber davon aus, dass durch die Umweltprämie 200.000 Arbeitsplätze gesichert werden.
Auch Ulrich Dilchert vom Zentralverband des
deutschen Kraftfahrzeuggewerbes bezeichnete die Prämie als
„unerwartet wirkungsvolle Unterstützungsmaßnahme
zum Erhalt von Unternehmen und Arbeitsplätzen“ und
„mit Abstand wirksamste Maßnahme des Konjunkturpakets
II“.
Dilchert wies das Argument der Mitnahmeeffekte zurück. Viele
Halter von über neun Jahre alten Fahrzeugen hätten wieder
einen alten Wagen erworben und keine Prämie erhalten. Die
Zuwächse bei den Neuzulassungen seien ein Beleg für die
Wirksamkeit der Prämie. In anderen europäischen
Ländern ohne entsprechende Unterstützungsmaßnahmen
sei die Zahl der Neuzulassungen um bis zu 50 Prozent gesunken.
Dagegen empfahl Thorben Becker (Bund für
Umwelt und Naturschutz in Deutschland), die Prämie sofort
einzustellen, weil mit ihr eine enorme Ressourcenverschwendung
einhergehe. Viele noch voll funktionsfähige Fahrzeuge
würden in den Schrottpressen landen.
Prof. Dr. Justus Haucap (Universität
Erlangen-Nürnberg), Vorsitzender der Monopolkommission, sprach
ebenfalls von einer „Vernichtung von Vermögen“,
was „ökonomisch unsinnig und ökologisch
fragwürdig“ sei. Mit der Umwelt habe das Programm kaum
etwas zu tun. Neuwagen seien größer als die zu
verschrottenden Kleinwagen und hätten oft eine Klimaanlage.
Die Prämie habe ein kurzfristiges Konjunkturfeuer entfacht. In
den nächsten Jahren werde diese Nachfrage fehlen.
Jürgen Resch (Deutsche Umwelthilfe)
kritisierte die Prämie als „rückwärtsgewandte
Industriepolitik“. Mit 5 Milliarden Euro Kosten sie sie
das teuerste Programm weltweit, das zudem auf jede ökologische
Lenkungswirkung verzichte. Es entstehe die „absurde
Situation“, dass Autos mit grüner Feinstaubplakette
verschrottet und dafür neue Fahrzeuge mit doppelt so hohem
Spritverbrauch und Kohlendioxidausstoß gefördert
würden.