Wolfgang Börnsen zu 25 Jahren Parlamentarisches Patenschafts-Programm
Vor 25 Jahren startete das Parlamentarische Patenschafts-Programm (PPP), das vom US-Kongress und dem Deutschen Bundestag ins Leben gerufen wurde. Es richtet sich an Schüler und junge Berufstätige in den USA und in Deutschland und bietet ihnen die Chance, ein Jahr lang im jeweils anderen Land zur Schule zu gehen oder ein Praktikum zu absolvieren. Ein Gespräch mit dem Bundestagsabgeordneten Wolfgang Börnsen (CDU), Berichterstatter für Internationale Austauschprogramme, über die Voraussetzungen für die Teilnahme am PPP, die positive Wirkung von Internationalität und Erwartungen an die Stipendiaten im Gastland.
Wolfgang Börnsen, es gibt in Deutschland eine Vielzahl von Austauschprogrammen zwischen den USA und Deutschland. Wozu braucht es da noch eines vom Deutschen Bundestag?
Es geht hier nicht um Konkurrenz, im Gegenteil: Indem sich der Bundestag mit dem deutsch-amerikanischen Jugendaustausch identifiziert, inspiriert und fördert er diesen Austausch insgesamt. Wir Abgeordnete wissen: Unser Land braucht Persönlichkeiten mit internationaler Erfahrung. Und mit dem PPP bieten wir jungen Menschen die Chance, diese Erfahrung zu erwerben. Ich habe selbst in den USA studiert und war lange in der internationalen Jugendarbeit tätig. Dabei habe ich vielfach erlebt, welch positive Wirkung Internationalität in einer bestimmten Lebensphase und darüber hinaus haben kann.
Inwiefern?
Die meisten unserer Teilnehmer kommen erfüllt von dem Wagnis zurück, sich zwölf Monate lang in eine völlig andere kulturelle Umgebung gestürzt zu haben, und haben ein ganz neues Selbstvertrauen gewonnen. Fast alle haben in den USA gelernt, ein Stück mehr Toleranz zu praktizieren, und sind enorm motiviert, sich zu Hause politisch und zivilgesellschaftlich zu engagieren.
Lässt sich das denn wirksam messen?
Ja, etwa daran, dass sehr viele ehemalige PPPler heute in zivilgesellschaftlichen Organisationen, in Gewerkschaften, Jugendverbänden et cetera tätig sind. Auch in allen Landesparlamenten und im Bundestag sind Ex-Stipendiaten unseres Parlamentarischen Patenschaftsprogramms vertreten.
Worin unterscheidet sich das PPP von anderen
Austauschprogrammen?
Das PPP ist das einzige Austauschprogramm auf parlamentarischer Ebene: Die deutschen Teilnehmer werden von Abgeordneten des Deutschen Bundestages ausgewählt, mit denen sie in der Regel auch während ihres Auslandsaufenthalts engen Kontakt halten. Damit sind sie gewissermaßen junge Botschafter Deutschlands in den Vereinigten Staaten. Sie nehmen also eine Art "diplomatische Funktion" wahr, weil sie offiziell aus den Wahlkreisen entsandt werden.
Was bedeutet das konkret für ihren Alltag in den
USA?
Nun, sie werden gewissermaßen in ihrem neuen Heimatort "herumgereicht". Ist eine unserer Stipendiatinnen etwa in einer kleinen Stadt in Tennessee zu Gast, kann es passieren, dass sie der dortige Lions Club einlädt, seinen Mitgliedern etwas über Deutschland zu erzählen. Als nächstes wird sie von den Rotariern, einem Gewerkschaftsverein oder einer Nachbarschule zu einer Informationsveranstaltung gebeten.
Sind nicht viele Jugendliche damit überfordert?
Ich will nicht verhehlen, dass das Programm nicht für jeden geeignet ist. Nicht jeder ist so stabil, dass er mit solchen Herausforderungen fertig wird. Das gilt auch für die jungen Amerikaner, die nach Deutschland kommen. Wir haben hier eine viel größere Freizügigkeit und Liberalität im Alltag – da müssen viele Amerikaner erst mal tief Luft holen. Umso größeren Wert legen wir auf eine sorgfältige Auswahl unserer Stipendiaten.
Wie sieht diese Auswahl aus?
Natürlich müssen die Bewerber mindestens durchschnittliche Schulleistungen vorweisen und ordentlich Englisch sprechen. Außerdem sollten sie sich an ihrer Schule oder in ihrer Gemeinde zu Hause ehrenamtlich engagieren, also Sinn für den Dienst am Gemeinwohl zeigen. Entscheidend aber ist nicht die Qualität der Zeugnisse, sondern ob es in sich gefestigte Persönlichkeiten sind, die den Eindruck vermitteln, dass sie unser Land in den USA repräsentieren können.
Und wenn doch einmal etwas schiefläuft beim Aufenthalt in den
USA?
Dann kümmern wir uns natürlich sofort persönlich darum. Das sind wir den Jugendlichen und ihren Eltern auch schuldig, dass sie wissen: Wer mit dem Bundestag ins Ausland geht, kann sicher sein, dass er auch in schwierigen Situationen größtmögliche Unterstützung erfährt. Diesen Dienst sind wir der jungen Generation schuldig.