Peter Danckert und Winfried Hermann zu Gast beim Parlamentsfernsehen
Trainer von Spitzensportlern in der DDR waren in häufig in das dortige Dopingsystem verstrickt. Daran beteiligt gewesen zu sein, haben vor Kurzem fünf heutige Leichtathletik-Bundestrainer öffentlich eingestanden. 20 Jahre nach der Wende wirken Verfehlungen zu DDR-Zeiten also immer noch nach. Im Bundestag hat dies zu unterschiedlichen Reaktionen geführt. In einem Streitgespräch im Parlamentsfernsehen des Bundestages haben Dr. Peter Danckert (SPD), Vorsitzender des Sportausschusses, und Winfried Hermann (Bündnis 90/Die Grünen), sportpolitischer Sprecher seiner Fraktion, ihre unterschiedliche Sicht der Dinge am 27. Mai 2009 dargelegt.
In der Erklärung des Mehrkampf- und Sprungtrainers Rainer
Pottel (Berlin), von Diskus-Bundestrainer Gerhard Böttcher und
Speerwurf Bundestrainerin Maria Ritschel (beide aus Halle an der
Saale), von Kugelstoß-Bundestrainer Klaus Schneider
(Magdeburg) sowie vonf Siebenkampf-Bundestrainer Klaus Baarck
(Neubrandenburg) wird eingeräumt, dass der Einsatz von
Dopingmitteln "aus heutiger Sicht" ein Fehler gewesen sei: "Soweit
die Sportler durch den Einsatz von Dopingmitteln gesundheitliche
Schäden davongetragen haben sollten, sind wir tief betroffen
und bedauern dies sehr. Die daran beteiligten Trainer entschuldigen
sich ausdrücklich dafür."
Peter Danckert sagte, die Debatte um Doping in der DDR sei Anfang der neunziger Jahre geführt worden, es habe damals auch Strafverfahren gegeben. Im Westen sei Doping staatlich geduldet, im Osten staatlich verordnet gewesen. Für die Opfer sei das Dopingopferhilfegesetz verabschiedet worden, das zwar keine großen Entschädigungen anbiete, dafür aber auch keine gerichtliche Überprüfung als Voraussetzung für Zahlungen verlange. Danckert betonte: "Nicht alle, die sagen, sie seien Dopingopfer, sind wirklich Dopingopfer."
Peter Hermann wandte sich dagegen strikt gegen eine
"Schlussstrichmentalität". Seine Fraktion wolle, dass auch
Doping im Westen untersucht wird, etwa in Freiburg, wo staatliche
Mitteln an Ärzte, Betreuer und Trainer geflossen seien. Die
Position, dass formalrechtlich alles verjährt sei, könne
er nicht teilen: "Zuwendungsbetrug ist nicht verjährt", so
Hermann. Es müssten noch Konsequenzen gezogen werden, weil
dies sonst ein "Schlag ins Gesicht der Opfer" wäre, die noch
heute unter staatlichem Doping litten. Zur jetzigen
Reue-Erklärung der fünf Trainer sagte der
Grünen-Politiker: "Was ist das für ein Rechtsstaat, in
dem man 20 Jahre lang lügen muss, um weiterbezahlt zu
werden?"
Danckert räumte ein, dass die Erklärung "nicht belastbar" sei und man dies juristisch und nicht nur moralisch angehen müsste. Die Trainer hätten sich 20 lang korrekt verhalten. "Und jetzt sollten sie nicht mehr als Trainer zur Verfügung stehen?" Eine verjährte Straftat könne vom Staatsanwalt nicht mehr aufgegriffen werden. Danckert plädierte dafür, sich durch die Diskussion nicht von der Tagesaktualität ablenken zu lassen, "die bedrückender ist, als was vor 20 Jahren war". Wie Hermann sprach er sich dafür aus, dass der Forschungsauftrag, Doping in Ost und West aufzuarbeiten, endlich vergeben werden müsse. Staatliche Mittel dafür seien bereitgestellt.
Danckert sprach sich für klare, schärfere und bessere
Regeln aus: "Wir müssen den Kampf gegen Doping offensiv
angehen." Aus der Sicht Hermanns muss ernst gemacht werden mit der
Aufklärung über Doping in Ost und West, um
herauszufinden, was man tun könne, damit Doping nicht mehr
"einfach so geduldet wird". Der Sportausschuss müsse ein
Signal an den Sport geben, ob ein bloßes Schuldbekenntnis
ausreicht. Im Bereich des Dopings reicht es nach Meinung Hermanns
nicht aus, nur "korrekt" zu sein.